Dating-Website
Millionär sucht pflegeleichtes Girlfriend to go
Unverbindliche Liaison gegen Taschengeld oder ein Puff im World Wide Web? Louise Stein hat die neue Dating-Website „Seekingarrangement.com“ unter die Lupe genommen – und im Selbstversuch getestet.
Von FOCUS-Online-Autorin Louise Stein
AP
Einer der berühmtesten seiner Zunft: Sugardaddy Hugh Hefner. Unverbindliche Liaisons und jugendliche Gefährtinnen
Wie das geht? Nun, nur auf den ersten Blick ist die von dem 38-jährigen Amerikaner Brandon Wade gegründete Online-Seite „Seekingarrangement.com“ eine ganz normale Dating-Website. Die meisten der registrierten Mitglieder suchen das, was viele Singles suchen – eine gesunde, fitte, sexy, junge Frau oder aber einen netten, zuverlässigen Kerl mit Humor (und möglichst regelmäßigem Auskommen).
Das Besondere an der Website ist allerdings, dass Männlein wie Weiblein ihre Geschäftsverbindung ziemlich frank und frei miteinander austragen: Die Männer suchen möglichst unverbindliche Liaisons und jugendliche Gefährtinnen – die Frauen wollen ihre taufrische Schönheit möglichst gegen harte Währung eintauschen. In der Website-Sprache heißen sie „Sugar Daddy“ und „Sugar Baby“.
Verbindung ohne Verpflichtung
Auf der Seite gibt es zum Beispiel Mädchen wie Frances, auf der Suche nach einem „Mentor“, der ihr mit einem kleinen Zuschuss von 5000 bis 10 000 Dollar pro Monat „für die hübschen Dinge im Leben“ den Alltag versüßen kann. Oder aber solvente Herren wie jenen 49-jährigen New Yorker Investor, der 5000 Dollar Zahlung pro Monat offeriert, für „eine Spielgefährtin mit Tagesfreizeit“ und eine „intensive Verbindung ohne Verpflichtungen“. Ein begeisterter männlicher User schwärmt, die Website sei „der beste Fischtümpel, in dem ich je gefischt habe“.
Ein bisschen erinnert mich das an den neuen Film von Steven Soderbergh, „The Girlfriend Experience“, in dem die Superfreundin eines beruflichen High Flyers den Pretty-Woman-Traum lebt – 5-Sterne-Luxusreisen, schicke Restaurants und viel Sex. Soderbergh hat für seine Hauptdarstellerin allerdings eine leibhaftige Pornodarstellerin gewählt.
Finanzspritze inklusive
So mosern auch Kritiker, bei „Seekingarrangement.com“ handle es sich schlicht um eine Art Selbstbedienungsladen für Ehebrecher beziehungsweise um eine moderne Form des virtuellen Puffs. Die Erfinder der Geschäftsidee, die mittlerweile 300 000 registrierte Abonnenten weltweit, auch in Deutschland, hat, wollen von solcher Mäkelei freilich nichts wissen. „Ein Sugar Daddy“, sagt zum Beispiel der Marketingdirektor Stephan Smith, sei heutzutage „keineswegs ein Goldkettenheini mit behaarter Brust“. Er könne indes, so Smith, „der ganz normale Typ in der Starbucks-Warteschlange sein, der finanziell gut genug gestellt ist, um einem Sugar Baby am Monatsende eine kleine Finanzunterstützung zukommen zu lassen“.
ddp
Sugardaddy Nummer 2: Rock-Urgestein und Stones-Gitarrist Ron Wood lachte sich eine 19-jährige Freundin an Der weibliche Prototyp für ein Sugarbabe ist die verblichene Anna Nicole Smith, die sich 1994 den 80-jährigen, schwer gebrechlichen Multimillionär Howard Marshall angelte. Der greise Marshall war so schwer verliebt in sein Mädchen, dass er es sogar heiratete. Auch mein Freund R. konsumiert seine derzeitige „Freundin to go“ nicht nur so schnell wie einen Cappuccino als Ex-und-Hopp-Sexpartnerin, sondern picknickt ganz romantisch mit ihr im Grünen, führt sie ins Szenerestaurant aus und hört sich verständnisvoll ihren Kummer über bösartige Bürokolleginnen an. Vielmehr argumentiert R.: „Ich freue mich, eine schöne Freundin am Arm zu haben – ohne das häufig dazugehörige Drama“.
Wenn sein aktuelles Sugarbabe-Mädchen mal am Monatsende etwas knapp bei Kasse ist oder sich einfach so ein neues Prada-Schuhpaar wünscht, langt R. gern kulant in die Tasche. Laut Seekingarrangement.com liegt der gängige Kurs für Junge-Frauen-Ältere-Männer-Partnerschaften derzeit bei etwa 1500 bis 3000 Euro pro Monat.
Selbstversuch
Als ich selbst den Versuch startete, meinen Sugarbabe-Wert bei Seekingarrangements zu erproben, wird mir allerdings im Anmeldeprofil angeboten, einen finanzkräftigen “Daddy“ auszusuchen, der mir Geschenke für „mehr als 20 000 Dollar pro Monat“ machen könne. Da ich ja selbst eine gutverdienende Frau bin, überlegte ich mir gleichwohl kurz, ob ich nicht ein zweites Profil ankreuze: Das der „Sugar Mommy“ – der finanziell unabhängigen, gelangweilten Lady, die sich einen jüngeren Lover sucht, nach dem Motto „Wir sind doch alle ein bisschen Madonna“.
Ich habe dann doch beide Profile angekreuzt und – halbwegs wahrheitsgemäß – angegeben, ich sei a) ein knackiges Häschen auf der Suche nach einem großzügigen Gelegenheitsfreund, b) eine Anfang 40-jährige Geschäftsfrau mit Millionenbudget, Ferienhaus in St. Tropez und 30-Meter-Yacht auf der Suche nach einem jüngeren Kerl, den Erfolgsfrauen nicht erschrecken. Beim ersten Profil habe ich mein Foto von vor 15 Jahren hinzugefügt, beim zweiten Profil ein aktuelles, mit viel Make-up.
Was soll ich sagen: Profil II erhielt eindeutig mehr Antworten. Geradezu eine Flut juveniler, potenzieller Lover wollten die reiche „Sugar Mommy“ dringlichst kennenlernen. Ich bekenne mich zur Feigheit – natürlich habe ich mein Profil rasch wieder gelöscht.
Vielleicht hätte ich aber nicht so prüde und geizig sein sollen, sondern es halten wie der legendäre Frauenschwarm Cary Grant. Der wurde mal von einem Reporter gefragt, warum ein weltberühmter und höchst anziehender Star wie er Frauen mit generösen Finanzspritzen aushalte. Grant antwortete: „Ich bezahle sie gar nicht für Sex. Ich bezahle sie, damit sie nachher wieder nach Hause gehen.“
source: spiegel
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