Montag, 11. Mai 2009

Englisch bewerben

Punkten in der Business-Sprache

Mittlerweile gehören Bewerbungen in englischer Sprache fast schon zum Berufsalltag. Für eine internationale Bewerbung reicht es jedoch nicht, Anschreiben und Lebenslauf wörtlich ins Englische zu übersetzen. Die USA und Großbritannien haben ihre eigenen Regeln.

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Für englischsprachige Bewerbungen gelten eigene Regeln
Wer im Ausland arbeiten möchte, muss sich selbstverständlich in der Business-Sprache bewerben. Aber auch Interessenten für eine Anstellung bei einer internationalen Firma in Deutschland müssen ihre Sprachkenntnisse unter Beweis stellen. Dabei reicht es in keinem Fall aus, die deutschen Unterlagen einfach in die fremde Sprache zu übersetzen. „In den USA und Großbritannien gelten ganz andere Bewerbungsmodalitäten. Wer die nicht beachtet, hat keine Chance“, sagt Klaus Schürmann, der zusammen mit Suzanne Mullins das Buch „Weltweit bewerben auf Englisch“ (Eichborn Verlag, 15,95 Euro) verfasst hat.

Es beginnt damit, dass englischsprachige Bewerbungen nur aus einem Anschreiben (Cover/Covering Letter) und dem Lebenslauf (Resume/Curriculum Vitae) bestehen. „Das gilt weltweit“, so Unternehmensberater Schürmann. Ganz ohne Zeugnisse und Foto muss es gelingen, den Personalverantwortlichen neugierig zu machen. Nicht die Person steht im Mittelpunkt – sondern ihre bisherigen Leistungen. Außerdem wird vom Bewerber im Ausland Aktivität erwartet. Das heißt zum einen, dass man aktive Verben wie achieved, accomplished oder established benutzt, zum anderen ein reges Interesse an den Tag legt. Etwa, indem der Kandidat anruft und Fragen zur Position stellt, nachhakt, ob die Bewerbung Erfolg hat oder nach einem Bewerbungsgespräch einen Dankesbrief schreibt.

Länderspezifische Feinheiten

Grundsätzlich gelten für die Bewerbung auf Englisch, egal in welchem Land man sich bewirbt, ähnliche Regeln. Großbritannien und Amerika zeichnen sich aber durch ein paar kleine Unterschiede aus, die es zu beachten gilt. Meist geht es dabei um Formalitäten:
  • In Großbritannien heißt der Lebenslauf Curriculum Vitae (CV), der mit einer Überschrift kenntlich gemacht wird. Geburtsdatum und Nationalität werden genannt. Das Anschreiben heißt im britischen Englisch (BE) Covering Letter. Das Datum wird hier im gleichen Format wie bei uns angegeben: TT/MM/JJJJ. Die Anreden Mr, Mrs und Ms werden in England nicht mit Punkt versehen. Personen, die dem Bewerber eine Referenz für seine Bewerbung ausstellen, heißen referee.
  • In Amerika heißt der Lebenslauf (Personal) Resume und trägt keine Überschrift. Geburtsdatum und Nationalität werden nicht genannt. Das Anschreiben heißt im amerikanischen Englisch (AE) Cover Letter. Beim Datum müssen Bewerber beachten, dass der Monat vor dem Tag steht: MM/TT/JJJJ. Hinter den Anreden Mr., Mrs. und Ms. steht ein Punkt. Personen, die dem Bewerber eine Referenz für seine Bewerbung ausstellen, heißen reference.

Zudem gelten in den beiden Ländern unterschiedliche Rechtschreibungen, die man leicht mit einem Wörterbuch oder der Rechtschreibprüfung im Computer (unterschiedliche Länderwahl möglich) checken kann. Wichtig ist, dass die Bewerbung einheitlich verfasst ist: entweder durchgängig im britischen oder amerikanischen Stil.
Schürmann/Mullins – Weltweit bewerben
Ebenso wie in Deutschland gibt das englische Anschreiben einen kurzen Überblick über die wichtigsten Erfahrungen sowie Kenntnisse des Bewerbers und streicht dessen Motivation heraus. Das Bewerbungsschreiben dient nur einem Zweck: Es muss deutlich machen, warum ausgerechnet sein Verfasser für die Stelle prädestiniert ist und warum seine Qualifikationen dem Unternehmen weiterhelfen.

Freieres Layout als gewohnt

Der Aufbau des Anschreibens, das maximal eine Seite umfassen darf, richtet sich meist nach den Standards für englischsprachige Geschäftsbriefe. „Es gelten keine festen Normen, aber es gibt Konventionen, an die man sich halten sollte“, sagt Schürmann, der selbst lange im englischsprachigen Ausland gearbeitet hat. Dazu zählt etwa eine gängige Schriftart wie Times New Roman oder Arial sowie dem Schreiben eine gut lesbare Struktur zu verleihen.
  • An erster Stelle steht die Adresse des Absenders (Briefkopf, oben rechts oder oben links ist egal, auf die Namensangabe kann bei Platzmangel verzichtet werden)
  • Die Position des Datums ist variabel, aber Vorsicht beim Format (BE: TT/MM/JJJJ: 23 October 2008,AE: MM/TT/JJJJ: October 23, 2008).
  • Die Empfängeradresse steht links und muss den vollen Namen mit allen Titeln und Zusätzen enthalten.
  • Das klassische deutsche „Sehr geehrte Damen und Herren“ in der übersetzten Ausformung „Dear Sir or Madam“ ist unüblich, da die Personaler so darauf schließen, dass der Bewerber nicht motiviert ist. Immer einen Ansprechpartner recherchieren.
  • Im Angloamerikanischen wird meist eine Betreffzeile verwendet, ist aber kein Muss. Sie nimmt Bezug auf ein Telefonat oder eine Annonce. Der Betreff wird, anders als im Deutschen, nach der Anrede platziert.
  • Wurde das Bewerbungsschreiben an einen unbekannten Empfänger adressiert, lautet die Verabschiedung „Yours faithfully“. Bei konkreten Personen verabschiedet man sich mit „Yours sincerely“. „Kind regards“ sollten Bewerber nicht verwenden, da es zu salopp klingt.
  • Am Ende wird noch ein „Enc.“ (enclosure) für die Anlage eingefügt.
Inhaltliche Selbstdarstellung

Wer sich aufgrund einer Ausschreibung bewirbt, sollte unbedingt auf die geforderten Qualifikationen aus der Anzeige eingehen und die dort gebrauchten Schlagworte aufgreifen. „Am einfachste ist es, sie Punkt für Punkt abzuarbeiten“, so Schürmann. Das funktioniert ähnlich wie im Deutschen. Softskills wie Teamgeist oder Kommunikationsfähigkeit nicht vergessen! Nach der Darstellung der Qualifikationen sollten noch die Motivation und das Interesse an der Position dargelegt werden. Informationen über das Unternehmen helfen, klar zu machen, warum man genau der richtige Bewerber ist.
Schürmann/Mullins – Weltweit bewerben
Beispiel für ein Bewerbungsformular
Um die Bewerber besser miteinander vergleichen zu könne, bieten etliche ausländische Firmen ein Bewerbungsformular an. „Speziell in den USA wird kaum ein Job ohne das Ausfüllen dieser Application-Form vergeben“, berichtet Schürmann, der jahrelang eine internationale Hamburger Arbeitsvermittlung führte. Da es für deutsche Augen ungewohnt ist, bietet es sich an, das Formular auszudrucken, probehalber auszufüllen und bestenfalls von einem Muttersprachler gegenchecken zu lassen. Das Bewerbungsformular gliedert sich meist in drei Teile: Auf Daten und Fakten zur Person folgen Fragen nach Erfahrungen und Leistungen des Bewerbers sowie seinem Interesse an dem angebotenen Job.

„Gehaltsvorstellungen sollten möglichst nicht genannt werden, da sie ebenso wie Zusatzleistungen (Umzugskosten, Krankenversicherung) verhandelt werden“, erklärt der Experte. Am besten beantwortet man diesen Part erst einmal mit „salary negotiable“. Besonders kniffligen Fragen kann man ausnahmsweise mit „will discuss during interview“ ausweichen. Gesundheitsfragen lassen sich mit „excellent health“ oder bei kleineren Wehwehchen mit „good health“ abhaken.
Schürmann/Mullins – Weltweit bewerben
Da in englischsprachigen Bewerbungen die Berufserfahrung im Vordergrund steht, ist der Lebenslauf der alles entscheidende Teil. „Es ist Ihre wichtigste Verkaufsunterlage“, so Schürmann. Deshalb ist absolute Sorgfalt geboten. US-Studien belegen, dass Personaler in weniger als einer halben Minute entscheiden, ob sie eine Bewerbung ausführlich betrachten. Es gilt, mit der ersten Seite die Aufmerksamkeit des Lesers zu wecken. Ein klares tabellarisches Layout trägt dabei zur Übersichtlichkeit bei. „Inhaltlich ist entscheidend, dass der Lebenslauf nicht auseinander fällt. Alle Informationen müssen einen Bezug zur angestrebten Stelle haben“, erklärt Schürmann. Das bedeutet auch, dass man nicht einen generellen Lebenslauf verschickt, sondern einen der Stelle angepassten. Auch wenn es auf den ersten Blick paradox erscheint, sind es oft nur kleine Änderungen, die den Unterschied machen: Mal steht beispielsweise eine verkäuferische Erfahrung im Vordergrund, mal die Führungsfähigkeit.

Die letzte Station zuerst

Je nach Position gibt es unterschiedliche Arten von Lebensläufen. Am gebräuchlichsten ist der chronologische, wie er auch in Deutschland üblich ist. Während wir aber die Wahl haben, ihn auf- oder absteigend aufzubauen, ist im Englischen nur die zweite Variante üblich. In der rückläufigen Form beginnt man in jeder Rubrik mit der letzten Station, sodass jeweils die aktuellste Erfahrung an erster Stelle steht. Für Führungskräfte und Fachkräfte, die bereits mehrere Positionen mit ähnlichem Aufgabenfeld hatten, bietet sich die Form des funktionalen CV an. In ihm werden unterschiedliche Fähigkeiten betont, wie etwa Marketingerfahrungen oder Fertigkeiten im Sales-Bereich. Mit diesem Lebenslauf können übrigens auch Lücken oder viele Positionswechsel überzeugend gestaltet werden. Als dritte Möglichkeit bietet sich noch eine Mischung der beiden ersten Varianten an: Der Customized Resume besteht aus einem chronologischen und einem gesonderten Teil, in dem berufliche Erfahrungen, Kenntnisse und Fertigkeiten ausführlich vorgestellt werden.
Aufbau eines CV

Grundsätzlich sollte die Selbstpräsentation möglichst kurz und präzise sein, aber trotzdem detailliert und informativ. „Berücksichtigen Sie auch, dass ausländische Arbeitgeber nicht so vertraut mit unserem Ausbildungssystem und Arbeitsweisen sind“, gibt Schürmann zu bedenken. Lösung: konkrete Beschreibung der Ausbildungs- und Studien- und Arbeitsinhalte. In den USA werden zudem Berufserfahrungen, die länger als zehn Jahre zurückliegen, weggelassen – es sei denn, sie sind für die angestrebte Position von Bedeutung. Grundsätzlich folgt der chronologische Lebenslauf in etwa dieser Struktur:

Im BE lautet die Überschrift Curriculum Vitae, in den USA fällt sie weg. An erster Stelle stehen der Name und die kompletten Kontaktdaten des Bewerbers. In BE wird das Geburtsdatum angegeben, im AE nicht. Angestrebte Position (Job Objective): Worauf bewirbt sich der Interessent und was möchte er in seinem neuen Job erreichen? Berufliche Erfahrungen (Work Experiences): Neben Anstellungen dürfen hier auch Praktika eingeordnet werden. Struktur: Name der Firma, Ort. Darunter die Berufs- bzw. Aufgabenbezeichnung und die wichtigsten Aufgaben und Erfolge, wenn diese zur ausgeschriebenen Stelle passen. Man kann die beruflichen Erfolge (Achievements) auch in einem gesonderten Unterpunkt aufführen. Ausbildung, Studium, Weiterbildung (Education): Name der Uni, Fach/Fächer, Thema der Abschlussarbeit, eventuell Note, Titel. Weiterbildungen nur aufführen, wenn sie für die angestrebte Position wichtig sind.

Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten (Additional Skills): etwa EDV und Sprachen. Zum Schluss werden anstelle von Zeugnissen noch Referenzgeber genannt. Mindestens je ein Ansprechpartner für berufliche sowie akademische Leistungen. Man kann aber auch schreiben: „References available on request.“ Datum und Unterschrift unter dem Lebenslauf entfallen. Bei längeren Lebensläufen sollten die Seiten nummeriert werden. Professionell wirkt es zudem, wenn auf jeder Seite der Name des Bewerbers in der Kopf- oder Fußzeile steht.

Von Achievement bis Accomplishment

Die Bausteine sind variabel und sollten in der Reihenfolge so gewählt werden, dass sie Sinn machen“, sagt Experte Schürmann. Wer sich etwa direkt nach Ausbildung oder Studium bewirbt, fängt am besten mit Education oder Work Experience an. Wer dagegen sein Hobby zum Beruf machen möchte, sollte eher mit Rubriken wie Skills oder Achievements beginnen, um seine Fähigkeiten hervorzuheben. Wichtig ist dabei nur eins: Wiederholungen unbedingt vermeiden! „Legen sie besonderes Augenmerk auf die Achievements und Accomplishments“, rät Schürmann. Darunter fallen Auszeichnungen, Belobigungen, Kurse, Publikationen etc. – alles, was auf die tiefer gehende Motivation des Kandidaten in Hinblick auf die neue Tätigkeit hinweist. Nicht in den CV gehören generell: Gehaltsvorstellungen, Rasse, Religion, familiäre Situation, Kindheit und Grundschulzeit, Gewicht, Körpergröße und Geburtsort.

Beim funktionalen Lebenslauf folgt nach dem persönlichen Profil anstelle der Berufserfahrung eine Auflistung von Fähigkeiten, die für den Beruf wichtig sind. Es wird auch aufgeführt, wo und wie diese erworben und bewiesen wurden. Bei der gemischten Variante schließt nach der Auflistung die Berufserfahrung an. Sie wird aber nur knapp umrissen.
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Viele Unternehmen verwalten ihren Bewerberpool digital
Vor allem in den USA ist es heutzutage üblich, die Bewerbungen oder zumindest den Lebenslauf einzuscannen. Das Verfahren nennt sich Parsing. So kann das Dokument leichter aufbewahrt und nach Schlüsselbegriffen durchsucht werden. Das heißt für den Kandidaten, dass seine Bewerbung in jedem Fall elektronisch kompatibel sein muss. Gewährleisten kann er das wie folgt: Weißes Papier benutzen und nur einseitig in schwarzer Schrift bedrucken. Am besten mit einem Laserdrucker. Die Schriftgröße sollte mindestens zehn Punkt betragen. Einfaches Design wählen (alles vermeiden, was einen Scanner verwirren könnte: Unterstreichungen, Tabellen, Grafiken, Schattierungen etc.). Möglichst auf Abkürzungen, Sonderzeichen und deutsche Umlaute verzichten. Die Bewerbung nicht heften, lochen oder falten. Möglichst viele eindeutige Begriffe in Bezug auf fachliche Qualifikationen anführen.

source: focus

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