Samstag, 12. Juli 2008

Immo-Krise führte zu grösster Bankenpleite in den USA seit 1984

Kalifornische Indymac-Bank zunächst von staatlichem Fonds übernommen
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Die Panik der Anleger wegen der US-Immobilienkrise hat die grösste Bankenpleite in den USA seit 1984 heraufbeschworen: Die kalifornische Indymac-Bank wurde am Freitag von der Bankenaufsicht (OTS) wegen einer akuten Liquiditätslücke der Kontrolle des staatlichen Einlagenversicherungsfonds FDIC unterstellt. Nach Kursstürzen der beiden grössten US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sagte die Regierung in Washington den Finanzinstituten Unterstützung zu. Der US-Senat beschloss eine Gesetzesvorlage mit Garantien für Immobilienkredite im Wert von rund 300 Milliarden Dollar (189 Mrd. Euro).

Die Schliessung der Indymac-Bank wurde durch einen schlagartigen Vertrauensverlust der Kunden mitverursacht. Seit Juni hatten die Kunden 1,3 Milliarden Dollar an Einlagen zurückgefordert, nachdem Zweifel an der Solidität des Unternehmens an die Öffentlichkeit gelangten. Die Bank sei "wegen einer Liquiditätskrise" geschlossen worden, sagte der Direktor der Aufsichtsbehörde, John Reich. Sie werde am Montag als Bundesbank Indymac weitergeführt. Bereits am vergangenen Montag hatte die Bank mitgeteilt, sie wolle innerhalb von zwei Monaten 3.800 der 7.200 Mitarbeiter entlassen.

In den vergangenen drei Geschäftsquartalen hatte Indymac jeweils dreistellige Millionenverluste verzeichnet. Innerhalb eines Jahres büsste Indymac 98 Prozent seines Börsenwertes ein. Es ist die zweitgrösste Bankenpleite in der US-Geschichte - nach dem Niedergang der Continental Illinois Bank 1984.

Reich bemängelte, der demokratische Senator Charles Schumer habe durch einen offenen Brief vom 26. Juni, in dem er auf die Liquiditätsprobleme der Indymac-Bank hinwies, zu der Panik der Kunden beigetragen. Schumer konterte, die Aufsichtsbehörde hätte die "zweifelhaften Kreditvergabepraktiken" der Bank nicht so lange hinnehmen dürfen.

Eine abschließende Einigung auf gesetzliche Massnahmen zur Regulierung der Immobilienkrise ist nicht absehbar. Zwar stimmte der Senat mit 63 zu fünf Stimmen einem Gesetz zu, das mit staatlichen Garantien von 300 Milliarden Dollar die seit Monaten schwelende Krise der Immobilienfinanzierung eindämmen sollen. Im Mai hatte aber das Repräsentantenhaus eine eigene Initiative in die Wege geleitet, die nun mit dem Beschluss des Senats in Einklang gebracht werden muss. Danach ist die Unterschrift von US-Präsident George W. Bush erforderlich. Präsidentensprecherin Dana Perino sagte jedoch zu der Vorlage aus dem Senat, sie sei auf die Interessen von Kreditgebern zugeschnitten und helfe den verschuldeten Hausbesitzern nicht.

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