Dienstag, 30. September 2008

Finanzierung in den USA mit deutlich mehr Dokumentation

Finanzierung in den USA mit deutlich mehr Dokumentation

Durch die Bankenkrise wird bei der Finanzierung von Ferienimmobilien in den USA mehr nachgefragt. Konnte man als Deutscher in den vergangenen Jahren US-Immobilien mit recht wenig Dokumentation und 25% Eigenkapitalanlage bequem finanzieren, braucht es nun sehr viel mehr Papiere und Eigenkapital um zu der ersehnten Bankzusage zu gelangen. Hier sind einige der typischen Dokumente und Regelungen die es zu beachten gilt. Es ist zu bemerken, dass diese Erfordernisse sich von Tag zu Tag ändern können. Diese Aufstellung wurde von einem Finanzierungsspezialist am 12 September 2008 erstellt. Fragen Sie Ihren Makler also nach dem letzten Stand der Dinge bevor Sie sich zu einem Besuch in Amerika entschließen.

Typ des Programms: Stated Income for Foreign Nationals (Programm mit Gehaltsangabe ohne Ueberpruefung fuer Ausländer)
Maximal 60% Hypothek mit 40% Anzahlung

Sie brauchen:
1: Schufa Auskunft durch International Credit Reporting (Wird erteilt durch das Büro in Jacksonville, Florida)
2: Angaben vom Steuerberater mit Angaben zum Einkommen der letzten 2 Jahre plus Angaben von diesem Jahr bis zum gegenwärtigem Datum. Jeweils mit Angaben der Dauer der Beschäftigung in der entsprechenden Position.
3: Drei Schreiben von Banken oder anderen Finanzinstitutionen mit Bestätigung eines Geschaeftsverhaeltnisses und dem Hinweis das die Geschäftsverbindung in gesicherter Situation ist. Also keine überfälligen Zahlungen.
4: Drei Monate der letzten Kontoauszüge die zeigen das genug Geld zum Kauf da ist.
5: 24 Monate Reserve in der Bank in dem jeweiligen Staat um die Hypothekenzahlungen für 24 Monate leisten zu können. Abbuchungsauftrag muss erteilt werden fuer die monatlichen Zahlungen.
6: Kopie von Pass und Führerschein
7: Kopie einer Geschäftslizenz (Falls zum Beispiel notwendig um ein Ferienhaus gegen Bezahlung zu vermieten)
8: Hypotheken können als Festrate oder mit flexiblem Zins abgeschlossen werden.
9: Maximal Hyphothek in diesem Programm $ 1 Millionen
10: Bei Eigentumswohnungen wird bis zu 55% vom Wert beliehen
a: Nicht mehr als 20% der Wohnungen in Komplex darf vermietet sein
b: 80% der Wohnungen müssen verkauft oder reserviert sein.
c: mindestens 30% der Wohneinheiten muss vom Bauträger in Privatbesitz übergegangen sein d: Rate der Zwangsversteigerung kann nicht mehr als 9% der Einheiten sein
e: Maximum 33% der Wohneinheiten darf 30 Tage spät sein mit der Zahlung der Gebäudeanlagen an die Miteigentuemergemeinschaft.
f: Maximum 25% der Wohneinheiten darf 60 Tage spät sein mit der Zahlung der Gebäudeumlagen an die Miteigentuemergemeinschaft.

11: Die Bank finanziert keine Eigentumswohnungen die als Hotelbetrieb geleitet werden.
12: In ländlichen Gebieten mit weniger als 50,000 Einwohnern wird 5% mehr Eigenkapital verlangt.
13: Dieser Finanzierer bietet keine tilgungsfreien Hypotheken mehr an. (Sogenannte Interest only Programme)

Falls Sie also planen Ihre Immobilie mit US Banken zu finanzieren, starten Sie den Antragsprozess bevor sie sich für die Immobilie entschieden haben. Natürlich benötigt die Bank noch andere Dokumente, die in Verbindung mit dem Kauf stehen. Es wird ein Wertgutachten verlangs, Manchmal eine Gebäudeinspektion und in den meisten Fällen eine Landvermessung um sicher zu gehen, das das Objekt nicht in einem Ueberschwemmungsgebiet ist. Vor dem Notartermin wird dann noch vom Notar eine Suche im Grundbuchamt (Public Records) durchgeführt um sicherzugehen, dass keine Ansprüche Dritter an der Immobilie bestehen. In "The Big Easy" werden Dinge inzwischen ernster genommen. Die Finanzdienstleister scheinen sich auf ein altes Motto zurückbesinnen "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser".

Größter Luxusliner der Welt "Oasis of the Seas"

Das erste Amphitheater auf hoher See

Das neue Amphitheater am Heck der "Oasis of the Seas". (Grafik: Royal Caribbean International)
Das neue Amphitheater am Heck der "Oasis of the Seas". (Grafik: Royal Caribbean International)
Ein weites Amphitheater am Heck, einen klassischen englischen Jahrmarkt und den größten Frischwasserpool auf einem Schiff: All das können Kreuzfahrturlauber in knapp 18 Monaten auf der "Oasis of the Seas" erleben. Die US-Reederei Royal Caribbean International (RCI) hat weitere Einzelheiten des Bordkonzeptes für das künftig größte Kreuzfahrtschiff der Welt präsentiert. Dazu gehören auch neuartige Loft-Suiten, die über zwei Wohnebenen gehen. Der Termin für die Jungfernfahrt und die ersten Routen stehen nun ebenfalls fest: Das 360 Meter lange und 71 Meter breite Schiff für 5400 Urlauber startet am 12. Dezember 2009 von Port Everglades im US-Bundesstaat Florida in die Karibik. Buchen können Interessierte ab dem 3. September 2008.

Foto-Serie: Neue Schiffsdetails

Noch vor kurzem präsentierte Royal Caribbean International (RCI) das Highlight des künftig größten Kreuzfahrtschiffes der Welt: In der Mitte des "Oasis"-Schiffes wird es einen Erholungsbereich im Grünen geben. Der Park wird nach oben zum Himmel geöffnet sein und sich durch verschlungene Gehwege sowie saisonale Blumengärten und Blätterdächer auszeichnen. (Grafik: Royal Caribbean International)Nun gab die Reederei weitere Einzelheiten des Bordkonzeptes bekannt. So wird das Kreuzfahrtschiff auch über ein weites Amphitheater am Heck verfügen. (Grafik: Royal Caribbean International)Das so genannte "Aquatheater" besteht aus mehreren halbrunden Rängen, die den nach eigenen Angaben größten Frischwasserpool auf hoher See einrahmen. (Grafik: Royal Caribbean International)
Foto-Serie Neue Schiffsdetails [1]

Video Größter Luxusliner der Welt "Oasis of the Seas" [2]
Karibik-Quiz Testen Sie Ihr Wissen auf einer Traum-Kreuzfahrt [3]
Foto-Serie Schiff-Highlights 2008 [4]


Wasserspiele und Tauchkurse auf dem Schiff

Das so genannte "Aquatheater" am Heck des Schiffes besteht aus mehreren halbrunden Rängen, die den nach eigenen Angaben größten Frischwasserpool auf hoher See einrahmen. Diese Anordnung in den veröffentlichten Grafiken erinnert an ein antikes Amphitheater. Das Theater wird nach Angaben der RCI-Vertretung in Frankfurt auf zwei Arten genutzt: Tagsüber können Gäste auf den Rängen oder neben dem Becken in der Sonne baden oder im mehr als 100 Quadratmeter großen Pool schwimmen. Bei einer Wassertiefe von 5,40 Metern werden auch Tauchkurse auf hoher See angeboten. Abends soll das Theater dann als Showbühne etwa für Wasserballett-Vorführungen und Turmspringen dienen - wobei den Zuschauern dank Unterwasserkameras kein Detail entgeht. Daneben soll es Wasserspiele mit teilweise bis zu 20 Meter hohen Fontänen geben.Bug, Heck oder Steuerbord? Kreuzfahrten-Quiz starten [5]
Lernen Sie die Seesprache Kreuzfahrten-AB [6]

Ein englischer Strandpier auf der "Oasis"

Bereits im April hatte RCI angekündigt, auf der "Oasis of the Seas" die offene Grünanlage "Central Park" im Herzen des Luxusliners anzulegen. Als weiteres Detail wurde der "Boardwalk" bekanntgegeben, der zum "Aqua Theater" führt und einem Strandpier in England nachempfunden sein soll. Ein Holzkarussell und Geschäfte gehören ebenso dazu wie Essensstände. Auch weitere Details zu Kabinen der gehobenen Klasse verriet RCI: Mit insgesamt 28 Lofts an Bord will die Reederei nach eigenen Angaben außerdem einen "modernen, urbanen Wohnstil" für "Urlauber mit höchsten Ansprüchen" anbieten. Die Suiten gehen über zwei Decks und bieten dabei Wohnflächen zwischen 51 und 141 Quadratmetern.

Einsatz vorerst nur in der Karibik

Eingesetzt wird die "Oasis of the Seas" in ihrem ersten Jahr ausschließlich in der Karibik. In der ersten Wintersaison sind von Port Everglades aus achttägige Touren nach St. Thomas, St. Maarten und zu den Bahamas geplant. Vom Mai 2010 an sollen dann auch Ziele in der westlichen Karibik angesteuert werden, darunter ein Privatstrand der Reederei in Haiti sowie Falmouth auf der Insel Jamaika und Cozumel in Mexiko.

800 Millionen Baukosten

Mit 360 Metern Länge und Platz für 5400 Passagiere werden die Schiffe der Oasis-Klasse die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Damit übertreffen "Oasis of the Seas" und ihre Schwester die bisherigen Rekordhalter der Freedom-Klasse um 40 Prozent. Doch damit nicht genug: Zugleich wird die "Oasis of the Seas" das teuerste Schiff, das jemals gebaut wurde. 800 Millionen Euro soll der Ozeanriese kosten, der derzeit in der Aker-Werft in Turku (Finnland) gebaut wird. Der Heimathafen der "Oasis of the Seas" wird Fort Lauderdale im US-Staat Florida. Die Bruttoraumzahl (BRZ) der 71 Meter breiten und 73 Meter hohen Schiffe der Oasis-Klasse liegt bei 220.000. Bisher galten zwei andere Royal-Caribbean-Schiffe als größte Kreuzfahrt-Liner der Welt: Die Schiffe der sogenannten Freedom-Klasse kommen auf eine BRZ von 160.000. Anfang Mai gesellte sich ein drittes aus der Baureihe dazu, die "Independence of the Seas". Die Luxusliner aus der Freedom-Reihe verfügen über eine Kletterwand, Eislaufbahn sowie eine Minigolfanlage.

Neue Konzepte auch bei Norwegian Cruise Line

Neben RCI hat auch eine zweite US-Reederei jetzt Details zu ihren nächsten Neubauten präsentiert: NCL stellte das Nachtclub-Konzept an Bord der nächsten Schiffsgeneration vor, die von 2010 an auf den Meeren im Einsatz sein soll. Die zwei Schiffe dieser Klasse werden jeweils 4200 Passagieren Platz bieten. Zur Auswahl haben sie fünf neue Typen von Bars und Lounges, darunter die nach Reedereiangaben erste Eisbar auf einem Kreuzfahrtschiff überhaupt. Sie besteht aus gefrorenem Wodka und bietet bei minus acht Grad maximal 25 Gästen Platz, teilte das NCL-Büro in Wiesbaden mit. Damit die Gäste nicht frieren, sollen sie Pelzmäntel, Handschuhe und Mützen erhalten.


Schwimmen und Shoppen Die schönsten Stadtstrände der Weltmetropolen

Schwimmen und Shoppen Die schönsten Stadtstrände der Weltmetropolen

von anna löhlein

Sydney, Rio, New York City… Weltstädte mit unterschiedlichstem Charme, auf verschiedenen Kontinenten. Aber eines haben alle gemeinsam: mindestens einen Strand direkt vor der Stadt.

Und das sind keine aufgeschütteten City-Beaches. Sondern echte Naturstrände am Ozean, die es schon gab, lange bevor die Menschen dort siedelten. Für unentschlossene Touristen ein Traum. So können Sie Badeurlaub und Städtetrip kombinieren.

Die schönsten Stadtstrände der Welt liegen hier:

Der Strand von Acapulco
Der Strand von Acapulco (Mexiko) wird auch von den Einheimischen gern zum Baden besucht. Bekannt ist Acapulco für seine Klippenspringer, die aus rund 40 Metern Höhe kopfüber in den Pazifik hechten
Foto: dpa Picture-Alliance
1/13

Vom Muschelnsammeln wechseln Sie direkt auf die Shopping-Meilen. Vom Rauschen der Wellen in den Großstadtverkehr… oder umgekehrt. Praktischer geht es wirklich kaum. Wenn Ihnen der Stress der Großstadt auf die Nerven geht, schnappen Sie sich Ihr Badetuch und ab geht es an den Strand. Und wenn abends die Sonne hinter der Skyline versinkt und am Strand Ruhe einkehrt, stürzen Sie sich einfach ins Nachtleben.

Montag, 29. September 2008

US-Repräsentantenhaus lehnt Rettungspaket ab

29. September 2008, 20:10 Uhr

BANKENKRISE

US-Repräsentantenhaus lehnt Rettungspaket ab

Abstimmungskrimi im Repräsentantenhaus: Die erste Kammer des US-Kongresses hat das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die Finanzmärkte knapp scheitern lassen. Vor allem die Republikaner waren dagegen.

Washington - Mit 228 zu 205 Stimmen hat das US-Repräsentantenhaus das Rettungspaket der Regierung für die Finanzmärkte abgelehnt. Trotz aller Appelle von US-Präsident George W. Bush und führenden Politikern beider Parteien gab es keine Mehrheit für das Programm, mit dem das Chaos an den Finanzmärkten eingedämmt werden sollte.

Abstimmung im Parlament: Verzweifelter Kampf um jede Stimme
AP

Abstimmung im Parlament: Verzweifelter Kampf um jede Stimme

Der Plan war zuvor vor allem bei Republikanern vom konservativen Flügel auf erhebliche Zweifel gestoßen. Sie hatten in den Debatten in den vergangenen Tagen darauf hingewiesen, ein staatliches Hilfsprogramm für die Banken sei ein zu weit gehender Eingriff des Staates in die freie Marktwirtschaft. Sie lehnen staatliche Eingriffe grundsätzlich ab. Das Rettungspaket sollte Mittel für den Aufkauf sogenannter fauler Hypothekenpapiere freigeben.

In einer dramatischen Aktion hatten die Befürworter während der Abstimmung versucht, die Kritiker doch noch von dem 700 Milliarden Dollar schweren Paket zu überzeugen. Auch beide Präsidentschaftskandidaten, Barack Obama und John McCain, hatten vorsichtige Zustimmung zu dem Plan signalisiert.

Barney Frank, einer der demokratischen Verhandlungsführer, hatte die Abgeordneten zu einer Zustimmung aufgerufen, auch wenn der Plan unpopulär sei. "Es ist schwer, politische Anerkennung für die Vermeidung von etwas zu bekommen, was noch gar nicht eingetreten ist", räumte er ein.

Kurz vor Ende der Abstimmung stand das Ergebnis noch bei 226 zu 205 - dann entschieden sich zwei Abgeordnete doch noch um, was zu dem Endergebnis von 228 zu 205 führte.

Anschließend machte Frank die Republikaner für das Scheitern verantwortlich. Er sagte, Republikaner hätten das Notprogramm für die Wall Street "gekillt". Beobachter werteten die Ablehnung als "große Blamage" für die Regierung Bush.

Bereits wenige Minuten vor dem Abstimmungsende brach der Dow Jones kräftig ein. Erste Nachrichten von einem möglichen Scheitern des Rettungsprojekts ließen ihn zeitweise um mehr als sechs Prozent oder 700 Punkte absacken. Der Index erholte sich kurz vor Ende der Abstimmung auf ein Minus von vier Prozent, um dann, nach Bekanntwerden des Scheiterns, erneut auf fünf Prozent abzustürzen.

Experten rechnen nun mit weiteren schweren Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Für ein Inkrafttreten des Programms ist die Zustimmung sowohl des Abgeordnetenhauses als auch des Senats nötig. Der US-Fernsehsender CNN berichtete jedoch, dass das Weiße Haus bereits an einem neuen Rettungsplan arbeite.

Citigroup übernimmt Wachovia

29. September 2008, 14:31 Uhr

US-FINANZKRISE

Citigroup übernimmt Wachovia

Die amerikanische Bank Citigroup wird nach Angaben der staatlichen US-Einlagensicherung FDIC das Bankgeschäft des angeschlagenen Instituts Wachovia kaufen. Citigroup werde bei diesem Deal vom Staat unterstützt.

Washington - Die amerikanische Bank Citigroup übernimmt das operative Geschäft der schwer angeschlagenen US-Regionalbank Wachovia. Citigroup übernehme den Großteil von Wachovias Vermögenswerten und Verpflichtungen sowie Verluste von bis zu 42 Milliarden Dollar und werde bei diesem Deal vom Staat unterstützt, teilte der US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) am Montag mit.

Citigroup-Zentrale in New York: Übernahme von Vermögen und Schulden
DPA

Citigroup-Zentrale in New York: Übernahme von Vermögen und Schulden

Der Verkauf der viertgrößten Bank in den USA wurde den Angaben zufolge von US-Behörden vermittelt, um Wachovia zu retten. Als Gegenleistung erhalte der Staat Citigroup-Aktien im Wert von zwölf Milliarden Dollar. US-Präsident George W. Bush billigte das Geschäft. US-Notenbank-Chef Ben Bernanke erklärte seine ausdrückliche Zustimmung für die "rechtzeitige Handlung". Dies zeige, dass sich die Regierung der finanziellen und wirtschaftlichen Stabilität verpflichte.

Die Aktien von Wachovia stürzten vorbörslich um 80 Prozent ab und notierten bei weniger als zwei Dollar pro Aktie. Die Papiere der Citigroup legten dagegen um mehr als drei Prozent auf 20,54 Dollar zu.

"Die heutige Aktion bedeutet für Wachovia-Kunden eine nahtlose Kontinuität beim Service und eine volle Absicherung ihres Guthabens", teilte die FDIC mit. Wachovia sei nicht wie zuletzt andere Banken vor dem Verkauf zusammengebrochen.

US-Finanzminister Henry Paulson erklärte, eine Pleite Wachovias wäre ein Risiko für das gesamte Finanzsystem gewesen. In dieser Zeit turbulenter Märkte werde die Regierung weiter alles tun, um das Finanzsystem und die Wirtschaft zu schützen, sate er.

Zuvor hatte bereits die "New York Times" auf ihrer Webseite berichtet, dass die Banken Citigroup, Santander und Wells Fargo & Co. an einer Notübernahme von Wachovia interessiert seien. Wachovias Aktien waren schon am Freitag um 42 Prozent gefallen.

Wachovia hatte 2006 auf der Höhe des Immobilienbooms für 25 Milliarden Dollar die Hypothekenbank Golden West Financial Corp. gekauft. Damit übernahm sie auch ein 122 Milliarden Dollar schweres Portfolio inzwischen fauler Kredite. Die Schulden der in Charlotte im Bundesstaat North Carolina ansässigen Wachovia-Bank wird auf insgesamt 312 Milliarden Dollar geschätzt.

Die Bank war nach gigantischen Verlusten immer stärker unter Druck geraten. Sie führte seit Tagen Verkaufsverhandlungen mit mehreren Banken. Wachovia könnte jetzt von dem geplanten 700-Milliarden-Rettungsplan profitieren, auf den sich die Kongressführung am Sonntag verständigte.

US FINANZMARKTKRISE

28. September 2008, 20:21 Uhr

FINANZMARKTKRISE

Hälfte des US-Rettungspakets wird erst später ausgezahlt

Der Entwurf für das größte Finanzmarkt-Rettungspaket der Geschichte ist verabschiedet - die Vergabe der Milliarden aber nicht endgültig geklärt: Dem Papier zufolge soll zunächst nur die Hälfte des Notfallfonds freigegeben werden. Über den Rest entscheidet der Kongress später.

Washington - 700 Milliarden Dollar sind eine gigantische Summe - 3500 Mal könnte man damit einen der teuersten Filme aller Zeiten drehen, errechnete der US-Fernsehsender CNN: James Camerons "Titanic". Mit 700 Milliarden Dollar will die US-Regierung die kriselnde Finanzbranche retten; nach zähen Verhandlungen verständigte sich der US-Kongress am heutigen Sonntag auf einen entsprechenden Entwurf.

Nach dem Papier, das am Sonntag vom Büro der demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi veröffentlicht wurde, soll zunächst nur die Hälfte der vorgesehenen 700 Milliarden Dollar freigegeben werden. Über die Auszahlung der restlichen 350 Milliarden Dollar wird der Kongress zu einem späteren Zeitpunkt abstimmen, hieß es.

Dass das 700-Milliarden-Dollar-Paket in mehreren Tranchen bereitgestellt würde, wurde von Beobachtern erwartet. Bislang war allerdings immer von einer niedrigeren Soforthilfe die Rede: Anfänglichen Plänen zufolge sollte die US-Notenbank über 250 Milliarden Dollar Direktgelder verfügen können.

Wie CNN berichtete, steht die Abstimmung über den Entwurf im Repräsentantenhaus voraussichtlich an diesem Montag an. Auch der Verhandlungsführer der Republikaner, Judd Gregg, bestätigte am Sonntagabend die Einigung und sagte, der Plan sollte dem Repräsentantenhaus und dem Senat am Montag vorgelegt werden.

Agenturberichten zufolge soll das Votum über den Notfallfonds allerdings nicht vor Mittwoch stattfinden. Experten warnten, wenn vor Öffnung der Finanzmärkte am Montagmorgen ein Rettungspaket nicht endgültig auf dem Tisch liege, könnten die Märkte mit erneuten Kurseinbrüchen und Panik reagieren.

Starke Wirkung des Pakets "zweifelhaft"

Im Laufe des Tages sickerten weitere Details des Entwurfs für den historischen Notfallfonds durch: Um die Steuergelder abzusichern und den Staat auch an späteren Gewinnen zu beteiligen, soll der Staat Anteile an den betroffenen Unternehmen erhalten. Sollte Geld aus dem Hilfsprogramm verloren gehen, müssen die Unternehmen die Verluste ausgleichen.

Kontrolliert wird die Umsetzung des Plans dem Entwurf zufolge von vier Aufsichtsgremien, die unter anderem beim Kongress und beim Finanzministerium angesiedelt sind. Außerdem sieht der Entwurf Höchstgrenzen für die Gehälter der Spitzenmanager der betroffenen Unternehmen und ein Verbot von übermäßigen Abfindungen, den "goldenen Fallschirmen", vor.

Deutsche Wirtschaftsexperten nahmen die Einigung auf das Banken-Rettungspaket mit Erleichterung auf: "Das Paket kommt zur rechten Zeit, es ist dringend notwendig, trotz aller ordnungspolitischen Bedenken", sagte der Chef-Volkswirt der Allianz, Michael Heise, dem "Tagesspiegel". Mittelfristig sei nun eine Stabilisierung des Finanzsektors in Sicht. "Es wird zwar weiterhin schlechte Nachrichten geben, aber sie werden weniger. Die ganz großen Einschläge liegen hinter uns", sagte Heise der Zeitung. Auch für die Konjunktur sei das Vorhaben wichtig. Das Paket werde dazu beitragen, "dass sich die Perspektiven nicht noch weiter eintrüben".

Auch der Chef-Ökonom der BHF-Bank, Uwe Angenendt, begrüßte den Kompromiss. "Dieser Schritt war extrem wichtig, um die Nerven von Anlegern und Bankern zu beruhigen", sagte er dem Blatt. "Jetzt dürfte es an den Märkten zumindest keine weiteren dramatischen Kursverluste geben." Ob das Paket reiche, die Krise zu beenden, sei dagegen zweifelhaft. "Auch Europa ist nun stärker von den Problemen betroffen - wie stark, ist aber noch schwer einzuschätzen", sagte Angenendt.

Das von Finanzminister Henry Paulson vorgelegte Rettungspaket vor, dass der Staat angeschlagenen Banken für 700 Milliarden Dollar faule Kredite abkauft. Das Ringen um das "historische Rettungspaket" dauerte über eine Woche. Bereits am Donnerstag war eine Einigung verkündet worden. Bei einem dramatischen Treffen von Kongressmitgliedern mit Bush im Weißen Haus kam es aber zu offenem Streit und ungewöhnlich scharfen Wortgefechten. Im Zuge der Verhandlungen war Finanzminister Paulson vor Pelosi buchstäblich niedergekniet und hatte um Annahme der Vorschläge gefleht.

Blankes Entsetzen in den USA: Das Scheitern des Rettungsplans der Regierung in Washington macht den Amerikanern endgültig klar, dass ihr Finanzssystem

30. September 2008, 00:51 Uhr

SCHWARZER MONTAG

"Ich hörte, sie springen wieder von der Brücke"

Von Susanne Amann, San Francisco

Blankes Entsetzen in den USA: Das Scheitern des Rettungsplans der Regierung in Washington macht den Amerikanern endgültig klar, dass ihr Finanzssystem vor dem Kollaps steht. Im Land wächst die Wut auf die Großen aus Politik und Wirtschaft.

San Francisco – Keine Handyverbindung, keine Webseiten - es war, als könnte das ganze Land es nicht glauben: In den ersten Minuten, nachdem die Abstimmung über das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die Banken im US-Kongress gescheitert war, ging erst mal nichts mehr in Amerika. Die Online-Auftritte der großen Nachrichtensender waren für Minuten lahmgelegt, Handys landesweit nicht mehr zu erreichen. Als ob die ganze Nation den Atem anhalten würde, weil sie selbst nicht glauben konnte, was ihre Abgeordneten in Washington getan hatten.

Proteste in Washington: "Die Republikaner haben den Rettungsplan versenkt"
AFP

Proteste in Washington: "Die Republikaner haben den Rettungsplan versenkt"

Doch die Schockstarre dauerte nicht lange, schon nach wenigen Minuten schien eine Woge aus Wut und Verzweiflung über die USA hereinzubrechen. Die großen Fernsehsender jagten die Nachricht vom Scheitern des "größten Rettungsplans für die Finanzmärkte seit der Großen Depression" in Eilmeldungen über den Äther, die Sites der großen Zeitungen überschlugen sich: Von "einen dramatischen historischen Augenblick", schrieb die "New York Times", von einer "überraschenden und dramatischen Ablehnung des heikel ausgehandelten Plans" das "Time"-Magazin. "Kongress ignoriert Warnungen vor Wirtschafts-Katastrophe", titelte der "San Francisco Chronicle", "Die Abgeordneten scheinen das alles noch nicht ernst genug zu nehmen", hieß es bei der "Washington Post".

Vor allem in den regionalen Zeitungen zeigte sich deutlich, was die Menschen jenseits der Wall Street fühlen: Panik. Innerhalb weniger Minuten füllten sich die politischen Blogs und die Kommentarspalten mit Einträgen, einzelne Artikel bekamen in kürzester Zeit Tausende von Leserkommentaren.

Sie alle verbindet eines: Wut über die Großen in Politik und Wirtschaft: "Die Republikaner haben den Rettungsplan versenkt, deshalb sind die Aktienmärkte um fünf Prozent abgestürzt. Wenn man wie die meisten hier eine aktienbasierten Rentenversicherung im Wert von 100.000 Dollar hat, hat man 5000 Dollar verloren. Dank den Republikanern!", schreibt etwa ein gewisser George auf den Seiten der "New York Times".

"Ich frage mich, wer von uns es sich leisten kann, seine Ersparnisse, seine Pensionen, seine Ausbildungsversicherungen, den Wert seiner Häuser und wahrscheinlich auch bald seinen Job verschwinden zu sehen, nur weil bestimmte Kongressmitglieder mehr damit beschäftigt sind, wiedergewählt zu werden als dieses Gesetz zu verabschieden. So mangelhaft es auch sein mag – es würde trotzdem den beispiellosen Absturz der Wirtschaft stoppen. Die wenigsten scheinen zu verstehen, dass mit der Wall Street auch die Gesundheit und Lebendigkeit unserer Wirtschaft zusammenhängt", schreibt auch Melissa.

"Die Menschen hier sind sauer darüber, dass vor allem McCain und die Republikaner versucht haben, die taumelnde Wirtschaft und die Diskussion über das Rettungspaket für ihre Wahlkampfspielchen zu benutzen", sagt Lois Kazakoff, Kommentarchefin beim "San Francisco Chronicle". "Denn seit mit Wachovia auch eine der wirklich weit verbreiteten Banken ins Trudeln geraten ist, bei der viele kleine Leute ihr Sparbuch haben, hat sich die Angst verstärkt. Viele haben schon Geld verloren, weil ihre Aktien abgestürzt sind."

Tatsächlich wird den meisten Amerikanern langsam mulmig, was anfangs noch mit Galgenhumor genommen wurde, wird bitterer Ernst. Wurden vergangene Woche noch E-Mails mit humoristischen Kettenbriefen herumgeschickt, in denen Finanzminister Henry Paulson um ein paar Dollar bat, ist den meisten das Lachen inzwischen vergangen. Wo immer man sich am Montag umhört, im privaten Umfeld, im Büro oder auf der Straße – es gibt nur ein Thema: die Finanzkrise. Wo immer sich ein Fernseher findet, bleiben die Menschen kurz stehen und kommentieren die Bilder, die über die Bildschirme jagen.

Hilflosigkeit und schiere Wut

In der Mittagspause stehen sie in Schlangen in den Sandwich-Läden und diskutieren – hilflos und von der schieren Wucht der Krise überfordert. "Ich habe nicht viel Geld, aber alles, was ich habe, liegt auf einem Konto der Washington Mutual", sagt Misch Anderson, die in einem Reisebüro in San Francisco arbeitet. "Ich habe keine Ahnung, was damit jetzt passiert. Aber ich weiß momentan einfach nicht, was ich damit machen soll." "Mein Bruder hat seine gesamten Ersparnisse abgehoben – nachdem er schon einige Tausend Dollar verloren hat", erzählt ein anderer Mann in der Schlange. "Das Geld behält er jetzt in bar zuhause – das ist zur Zeit wahrscheinlich sicherer als bei jeder Bank."

Neben der Angst wächst auch die Wut auf die Finanzwelt, auf die Banker der Wall Street, die erst Millionen verdient haben – und jetzt für Milliardenverluste weltweit verantwortlich sind. Die ein politisches Rettungpaket notwendig gemacht haben, das bei den meisten Menschen ob der Höhe und ob der wenigen Informationen, die es bislang dazu gibt, nur mit einem Kopfschütteln bedacht wird.

"Das ist kein ‚Rettungsplan’, das ist eine Zugabe für arme, zerlumpte Wall-Street-Banker, die unsere Wirtschaft scheinbar ohne eigenes Zutun an den Rande des Desasters und ihre Shareholder auf die saubere Seite gebracht haben", kommentiert zum Beispiel Jay aus Palo Alto in einem Blog der "New York Times". "Und warum auch nicht: Sie sollen schließlich auch was zurückkriegen, nachdem sie das ganze Geld für Lobbyisten und Wahlkampfspenden ausgegeben haben."

Flucht in den Galgenhumor

Zur Wut kommt die Hilflosigkeit – denn der Crash der Finanzmärkte ist für viele nicht mehr zu verstehen. "Warum und welche Banken jetzt bankrott gehen und was das alles für Folgen hat, ist momentan ja selbst für Experten kaum zu überschauen", sagt Kazakoff vom "San Francisco Chronicle". "Wie sollen das ‚normale Menschen’ dann nachvollziehen können?"

Am Ende bleibt – mal wieder – nichts als Galgenhumor. In San Francisco witzelt ein Mann in einem Cafe über die Folgen des schwarzen Montags: "Ich hörte, sie springen inzwischen schon wieder von der Golden Gate Bridge – dieses Mal von der Westseite. Das zeigt, wie verzweifelt sie sind."

Denn an der Westseite der Brücke wartet der Pazifik – hier wird die Rettung schwieriger.

Dienstag, 16. September 2008

Presse: „Amerika vor der Wahl – Obama oder McCain – Was wird sich an den deutsch-amerikanischen Beziehungen ändern?

Pressemitteilung

4

Berlin (pressrelations) - „Amerika vor der Wahl – Obama oder McCain – Was wird sich an den deutsch-amerikanischen Beziehungen ändern?“

Vortrag vor Amerika Gesellschaft und Harvard Club Hamburg am 16. September 2008

I. Vorbemerkungen: nicht nur der Präsident, auch der Kongress wird gewählt

Am 4. November 2008 finden in den Vereinigten Staaten von Amerika die Präsidentschaftswahlen sowie die Wahlen zum 111. Kongress statt. Das Interesse an den Wahlen ist in den deutschen Medien und der Bevölkerung außerordentlich. Ausdruck dieses Interesses und gleichzeitig von überzogenen Hoffnungen auf einen grundlegenden Wandel der amerikanischen Politik war der Massenandrang beim Besuch des demokratischen Kandidaten Barack Obama Ende Juli in Berlin, als er vor 200.000 Zuhörern an der Siegessäule eine Rede hielt. Der Fokus des allgemeinen Interesses liegt eindeutig auf der Wahl zum Präsidenten, wobei die Kongresswahlen in ihrer Wichtigkeit keinesfalls unterschätzt werden sollten. Durch seine Kompetenzen in der Haushalts-, Steuer- und Handelspolitik nimmt der Kongress nämlich eine wichtige Rolle im amerikanischen Verfassungsgefüge ein. Ohne Zustimmung des Senats kann der Präsident keine Verträge abschließen und keine Minister, Verfassungsrichter und Botschafter ernennen.

Bei der Wahl entscheiden die amerikanischen Bürger über alle 435 Sitze des Repräsentantenhauses sowie über ein Drittel der Sitze im Senat. Derzeit halten die Demokraten eine Mehrheit in beiden Häusern. Im Senat ist diese dabei mit 51 zu 49 Stimmen im Senat nur sehr knapp, und dies auch nur wegen der den Demokraten nahe stehenden Position zweier unabhängiger Senatoren. Dieser Vorsprung wird sich allen Prognosen zufolge vermutlich vergrößern, denn die Republikaner müssen 23 der 35 zur Wahl stehenden Sitze verteidigen, darunter fünf so genannte open seats, bei denen sich die Amtsinhaber nicht zur Wiederwahl stellen. Elf der zwölf am heftigsten umkämpften Sitze werden oder wurden zudem von Republikanern gehalten. Trotz der prognostizierten Zugewinne gilt es aber dennoch als unwahrscheinlich, dass die Demokraten die wichtige Schwelle von 60 Sitzen erreichen können. Diese wäre nötig um das filibuster der Minderheitsfraktion auszuhebeln, also die Taktik, durch Dauerreden eine Beschlussfassung zu verhindern.

Im Repräsentantenhaus halten die Demokraten derzeit eine Mehrheit von 236 zu 199 Sitzen vor den Republikanern. Wahrscheinlich werden sie diese Mehrheit ausbauen können, wenn auch nur in sehr geringem Maße, wie die letzten Prognosen seit dem Nominierungsparteitag der Republikaner vermuten lassen. Im Frühjahr dieses Jahres konnten die Demokraten aber bei Nachwahlen drei Sitze in Wahlbezirken erringen, die zuvor als republikanische Hochburgen galten. Allerdings sollten die Demokraten durch Umfragen gewarnt sein. Die republikanische Regierung unter George W. Bush ist zwar unbeliebt, der demokratisch dominierte Kongress hat die Wähler aber noch wesentlich stärker enttäuscht. Als die Demokraten 2006 die Kongressmehrheit errangen, versprachen sie, den Irakkrieg zu beenden, die Haushaltsdisziplin auf Bundesebene wiederherzustellen und die Regierung stärker zu kontrollieren. Diese Versprechen wurden jedoch auch aufgrund der knappen Mehrheitsverhältnisse und der verfassungsrechtlichen Machtfülle des Präsidenten in den Augen der Wähler kaum erfüllt. So billigte der Kongress z.B. zusätzliche Milliardensummen für die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan, ohne dabei im Gegenzug Bush auf einen Zeitplan für den Abzug der Truppen aus dem Irak festlegen zu können. Das Ergebnis ist eindeutig: Ende August gaben 49% der befragten Amerikaner an, mit der Arbeit des Kongresses sehr unzufrieden zu sein, 29% waren unzufrieden.

Für George W. Bush sind die Zahlen dramatisch schlecht. In derselben Umfrage sagten 64%, mit dem Präsidenten unzufrieden oder sehr unzufrieden zu sein. Noch mehr – über 70% – glaubten, das Land sei auf dem falschen Weg. Fünf Jahre nach dem Beginn des Militäreinsatzes im Irak ist die Bevölkerung kriegsmüde und beunruhigt über die hohen Opferzahlen und die finanziellen Belastungen für Staatshaushalt und Steuerzahler. Noch schwerer wiegen aber der anhaltende Konjunkturabschwung und die Immobilien- und Finanzkrise, welche die amerikanische Mittelklasse stark verunsichern.

II. Themen und Kandidaten des Präsidentschaftswahlkampfes

Angesichts der negativen öffentlichen Meinung zu Präsident und Kongress wurden die Begriffe „Change“ und „Hope“, Wandel und Hoffnung, so zu Schlüsselbegriffen des Wahlkampfs. Zuerst hat Barack Obama diese Motive ins Feld geführt und setzte sich damit im Vorwahlkampf gegen die ursprünglich als Favoritin geltende Hillary Clinton durch. Als relativ junger Kandidat, als Sohn eines kenianischen Vaters und einer Mutter aus dem amerikanischen Herzland, der an den Veränderungswillen aller Amerikaner appelliert, gilt er seinen Anhängern als Repräsentant einer modernen, urbanen, ethnisch gemischten und toleranten Gesellschaft, die mehr an Problemlösungen als an den alten Grabenkämpfen zwischen Ethnien, Parteien und Gesellschaftsschichten interessiert ist. Er findet viele Anhänger bei gebildeten und wohlhabenden Wählern aller Hautfarben. Schwarze Amerikaner unterstützen ihn mit sehr großer Mehrheit. Vor allem aber mobilisiert er zahlreiche junge Wähler. Schon im perfekt organisierten Vorwahlkampf zogen sie von Haus zu Haus, machten das Internet zum Wahlkampfmedium und warben dabei viele Spendengelder für ihn ein.

Während Hillary Clinton mit ihrer Erfahrung und rationalen Argumentationsweise zu punkten versuchte und vor allem ältere Wähler, Frauen, Wähler lateinamerikanischer Herkunft und die weiße Arbeiterschaft ansprach, glich Obamas Kampagne von Anfang an einer Bewegung, die bewusst an das Erbe John F. Kennedys und den Stil Martin Luther Kings anknüpfte. Kritiker sehen in diesem Stil Elemente der Great Awakenings und anderer charismatischer Strömungen in der amerikanischen Geschichte. Der Kandidat wurde dabei zur Projektionsfläche der Träume und Wünsche seiner Anhänger und musste dabei während der Vorwahlen inhaltlich nicht besonders konkret werden. Diese Defizite muss er jetzt im Wettbewerb mit McCain auszugleichen versuchen. Offen war, inwiefern der lange innerparteiliche Machtkampf zwischen Obama und Clinton dem Sieger später, bei der eigentlichen Präsidentschaftswahl, hinderlich sein würde. Während John McCain schon Anfang März 2008 als republikanischer Kandidat feststand, zogen sich die demokratischen Vorwahlen bis Juni hin. Verschiedentlich wurde gemutmaßt, dass – nicht zuletzt wegen der starken Polarisierung innerhalb der Partei – viele verärgerte Clinton-Anhänger letztlich der Wahl fernbleiben, oder sogar für McCain stimmen würden. Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten stellten sich die Clintons allerdings mit zwei fulminanten Reden eindeutig hinter Obama, um die nötige Einheit der Basis wieder herzustellen. Glaubt man den Meinungsumfragen, hatten sie damit Erfolg.

Als running mate, also als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft wählte Obama den 65 Jahre alten Senator Joe Biden. Zwei Motivationen scheinen hinter dieser Wahl zu stecken. Zum einen soll Biden als langjähriger Experte für Außen- und Sicherheitspolitik im Senat Obamas – im Vergleich zu McCain – geringere Erfahrung auf diesem Gebiet kompensieren und damit ein Argument der republikanischen Wahlkampagne aushebeln. Zum anderen hofft man, dass Biden die im Schnitt eher älteren, der weißen unteren Mittelschicht und Arbeiterschaft zugehörigen Anhänger Clintons anspricht, bei denen es Obama schwer hat. Viel wird von Obamas Fähigkeit zur Mobilisierung abhängen. Falls er es schafft, die während der Vorwahlen mobilisierten und dann neu registrierten Wähler zu bewegen, am Wahltag tatsächlich zur Wahl zu gehen, hat er gute Voraussetzungen für einen Wahlerfolg.

John McCain ist dagegen der Repräsentant eines ganz anderen Amerika, nämlich das der eher kleinstädtischen bzw. ländlichen, weißen und älteren Wählerschaft. Der 71-Jährige ist ein sicherheitspolitischer Experte mit langer außenpolitischer Erfahrung, der im Vietnamkrieg Gefangenschaft und Folter überstand und aufgrund seiner unorthodoxen und impulsiven Persönlichkeit und seiner politischen Unangepasstheit oft als „Maverick“ bezeichnet wird. Ehre und Patriotismus sind seine Leitmotive. In der Außenpolitik gilt er als Falke, der für eine Stärkung der amerikanischen Streitkräfte eintritt und im islamischen Extremismus die zentrale Bedrohung für den Westen sieht. Vor dem republikanischen Nominierungsparteitag in St. Paul Anfang September überraschte er mit seiner Wahl der bis dahin völlig unbekannten Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, als running mate. Die sozialkonservative Palin betrat die Bühne der nationalen Politik in St. Paul mit einem temperamentvollen und an uramerikanische Instinkte appellierenden Auftritt. Sie ist lebenslanges Mitglied der National Rifle Organisation, eine strikte Gegnerin von Abtreibung und bestreitet die menschliche Urheberschaft für den Klimawandel. Den Krieg im Irak sowie den Bau von Pipelines durch Naturschutzgebiete in Alaska hat sie als „gottgewollt“ bezeichnet. Zudem wird ihr das Image einer unerschrockenen Reformerin zugeschrieben, die in ihrem Staat mit korrupten Verhältnissen selbst in der eigenen Partei aufräumte und deshalb Zustimmungsraten von 80% und mehr erreichte. Dieses bisher positive Image von Sarah Palin unter konservativen Wählern gab der McCain-Kampagne einen kräftigen Schub.

Auf die eher liberale weibliche Klientel Hillary Clintons zielt die Wahl Palins wohl kaum. Eher soll sie die große Wählerschaft der Evangelikalen mobilisieren. Dieser Teil der republikanischen Basis steht McCain skeptisch gegenüber, da er aus ihrer Sicht zu liberale gesellschaftspolitische Positionen vertritt. Als Senator hat er oft undogmatisch über Parteigrenzen hinweg für politische Projekte geworben, bei Themen wie der Einwanderung und der Abtreibung wird er als moderat eingeschätzt. Einerseits grenzt sich McCain mit seinem Image eines unorthodoxen Außenseiters bewusst von der unbeliebten Bush-Administration ab und führt eine Kampagne, als sei er der Kandidat einer oppositionellen Bewegung zu Stil und Inhalten der in Washington bisher betriebenen Politik. Andererseits benötigt er die religiös und gesellschaftspolitisch konservativen Wähler, um das republikanische Wählerpotenzial auszuschöpfen. Die Mobilisierung dieser Wählergruppen ist Palins Funktion.

Zwar nimmt Palin McCain weitestgehend die Möglichkeit, gegen Obamas mangelnde Erfahrung zu argumentieren. Andererseits – und dies scheint seit dem Parteitag der Republikaner die neue Strategie McCains zu sein – kann er sich mit ihrer Hilfe als eigentlicher Reformer geben, der in Washington aufräumen will. Populistische Angriffe gegen die liberalen Medien und „das Establishment“, in das auch Obama eingeordnet wird, sind dafür beliebte Mittel. Damit hat der Kandidat der seit acht Jahren regierenden Republikaner interessanterweise das Mantra des Change aufgenommen. Im Wahlkampf wird sich nun herausstellen müssen, ob der McCain-Kampagne diese Identifikation gelingen kann, oder ob Obama und sein Team es vermögen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass McCain tatsächlich nur „more of the same“ ist, also für weitere vier Jahre Bush-Politik steht.

Das zentrale Thema der Wahl ist dabei für die Amerikaner zweifellos die wirtschaftliche Lage. Die Immobilienkrise, die Krise an den Finanzmärkten steigende Arbeitslosigkeit und Benzinpreise sind für die meisten Wähler noch weit wichtiger als die Situation im Irak und in Afghanistan. Dies wurde bisher immer als ein Vorteil für Obama gesehen, bei dem die Wähler laut Umfragen eine größere ökonomische Kompetenz vermuten. Dementsprechend legt er großes Gewicht auf diese Themen. Seit dem Nominierungsparteitag der Republikaner hat McCain jedoch nicht nur insgesamt in den Umfragen aufgeholt – momentan liegt er knapp vorne –, er konnte auch den Abstand zu Obama auf dem Gebiet der Wirtschaft bedeutend verkürzen.

Ein Vorteil McCains ist sicherlich sein Image als starker Oberbefehlshaber. So könnte er angesichts der neuerlichen Konfrontationslage und zumal der Georgien-Krise von seiner traditionell kritischen Haltung gegenüber Russland profitieren. „Today, we are all Georgians“, wir alle sind heute Georgier, verkündete er am 12. August bei einer Wahlkampfveranstaltung. Er erweckt damit in Anklang an J. F. Kennedys Rede in Berlin beim Wähler den Eindruck, als würde er Georgien gegen Russland verteidigen – ohne dies allerdings explizit auszudrücken. Jede weitere internationale Krise bis zum 4. November wird zweifellos McCains Chancen verbessern. Traditionell neigen die Amerikaner dazu, in außen- und sicherheitspolitischen Krisenzeiten eher konservativ zu wählen. Im Moment sind keine seriösen Prognosen über den Wahlausgang möglich. Die Umfragen ergeben ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das bis zu letzten Moment andauern dürfte.

III. Besonderheiten des Wahlkampfes

Zu den Besonderheiten der diesjährigen Präsidentschaftswahlen gehört, dass sich entgegen gängiger Klischees in den Vorwahlen der beiden Parteien nicht die Kandidaten durchsetzten, die über das größte Privatvermögen verfügten und von Beginn an die Unterstützung des Parteiestablishments hatten, sondern eher untypische Charaktere. Mit dem Erfolg McCains als unangepasster Republikaner und Obamas als erster aussichtsreicher farbiger Kandidat hatte anfangs keiner gerechnet. Beide entsprechen nicht dem Zerrbild amerikanischer Politik in vielen Teilen der Welt. Die amerikanische Demokratie hat einmal mehr bewiesen, zu welcher Kraft sie fähig ist, sich ständig neu zu erfinden und eine Begeisterung für die Mitgestaltung der Politik zu wecken, die auch nach Europa ausstrahlt und für die USA viele neue Sympathie gewinnt.

Zugleich spielen Wahlkampfspenden dieses Mal eine noch größere Rolle als jemals zuvor in der amerikanischen Geschichte. Die Spendeneinnahmen beider Parteien dürften bereits über einer Milliarde US-Dollar liegen, während sie in den Jahren 2000 und 2004 noch für alle Kandidaten zusammen 335 Millionen bzw. 671 Millionen Dollar betrugen. Geld spielt also weiterhin eine überragende Rolle und zwingt die Kandidaten, große Energien in das fundraising zu investieren. Dabei war Obama bislang ungemein erfolgreich. Es gelang ihm, über seine Aktivisten und das Internet viele Kleinspenden einzuwerben und fast doppelt so viel Geld zu sammeln wie John McCain. Daher verzichtete er – anders als McCain - auf staatliche Wahlkampffinanzierung, da sie die Maximalausgaben eines Kandidaten im Hauptwahlkampf auf 84 Mio. US-D deckeln. Obama kann jedoch viel mehr an privaten Spenden einsammeln.

Die Bedeutung des Internets im diesjährigen US-Wahlkampf ist ein Trend, der sich auch bei uns durchsetzen könnte und der zu einer verstärkten Partizipation der Bevölkerung am Wahlprozess und an der öffentlichen Meinungsbildung beitragen kann. In den USA erreichen die Websites der Kandidaten und damit verbundene Funktionen, wie E-Mails, Blogs, Video-Podcasts und soziale Netzwerkseiten, bereits eine ungewöhnlich große Zahl vornehmlich junger Wähler. Insbesondere der Obama-Kampagne gelang es schon im Vorwahlkampf, das Internet schlagkräftig zur Mobilisierung der eigenen Anhänger und zur Einwerbung von Spenden einzusetzen. Monatlich besuchten zwei bis drei Millionen Menschen die Website Obamas. Die Seite des Republikaners John McCain kam auf wesentlich geringere Nutzerzahlen.

Religion spielt in amerikanischen Wahlkämpfen stets eine große Rolle. Während die Demokraten die evangelikalen Christen bei den Präsidentschaftswahlen von 2004 noch vernachlässigten und dafür abgestraft wurden, versuchen sie 2008, dieses Wählersegment stärker anzusprechen. Obama bedient die religiöse Grundstimmung in Amerika sehr effektvoll durch seinen pastoralen Redestil, der auffallend dem Martin Luther Kings ähnelt. Seine frühere Zugehörigkeit zur Trinity United Church of Christ in Chicago bereitete ihm aufgrund umstrittener Äußerungen des Pastors Jeremiah Wright allerdings auch Probleme. John McCain ist mit seinen gesellschaftspolitischen Ansichten sicher nicht der Wunschkandidat der evangelikalen Konservativen, dies kompensiert aber Sarah Palin an seiner Seite.

IV Was haben wir von der neuen US-Administration zu erwarten?

Was bedeuten nun eine Wahl Obamas oder McCains für Deutschland? Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die deutsche Bevölkerung Obama als Präsidenten klar bevorzugen würde. Mit Zustimmungsraten von 80% und mehr liegen sie sogar noch vor dem europäischen Durchschnitt von um die 70% und der 49-prozentigen Präferenz für Obama, die eine weltweite Umfrage der BBC in 22 Ländern kürzlich ergeben hat. Von einem Erfolg Obamas versprechen sich die Europäer zudem eher eine Besserung der transatlantischen Beziehungen als bei einem Wahlsieg McCains. Die Amerikaner schätzen dies übrigens ähnlich ein.

Die Bundesregierung nimmt zu recht eine neutrale Position ein. Sie könnte mit beiden im November zur Wahl stehenden Kandidaten gut zusammenarbeiten, und es entsprich auch deutschen Interessen, mit jedem Präsidenten, den das amerikanische Volk wählt, eng zusammenarbeiten zu können, denn die USA sind unser wichtigster Partner außerhalb der EU. John McCain ist der Kandidat mit der größeren außen- und sicherheitspolitischen Erfahrung und dem ausgeprägteren Interesse an Europa. Obama ist derzeit Vorsitzender des Unterausschusses für europäische Angelegenheiten im Senat, er kennt Europa aber kaum. Im Wahlkampf spielen europäische Themen bislang keine Rolle, weil wir anders als in früheren Jahrzehnten nicht mehr im Zentrum einer Krisenregion leben. Beide Kandidaten versprechen jedoch eine größere Bereitschaft der USA, auf ihre Partner zuzugehen, ihre Standpunkte zu berücksichtigen und multilaterale Institutionen ernster zu nehmen, als dies bei der Bush-Administration der Fall war. Viele Europäer verbinden mit den Wahlen daher große Erwartungen und hoffen auf eine grundsätzliche Neuausrichtung der amerikanischen Außenpolitik, besonders unter einem Präsidenten Obama.

Dabei sind die Unterschiede zwischen den Kandidaten in den außenpolitischen Zielsetzungen weniger klar, als viele Europäer vermuten. Trotz aller Bekenntnisse zur Bedeutung multilateraler Zusammenarbeit wird keine US-Administration dem Multilateralismus den gleichen Stellenwert einräumen wie es z.B. Deutschland tut. Vor allem aber wird der US-Kongress anders als unser Grundgesetz das Völkerrecht nicht von vornherein als übergeordnete Instanz anerkennen, die nationales Recht überlagert. Dem widersprächen nicht nur die verfassungspolitische Tradition, sondern auch der Weltmachtstatus und die politische Kultur der Vereinigten Staaten. Weder McCain noch Obama werden die Anwendung militärischer Gewalt von vornherein ausschließen, wenn es um die Durchsetzung und Verteidigung wichtiger amerikanischer Sicherheitsinteressen geht. Dies kann auch in Zukunft notfalls auch ohne die Unterstützung der Verbündeten geschehen.

Größere Unterschiede zwischen Republikanern und Demokraten werden in der Irakpolitik gesehen. Die demokratische Kongressmehrheit versuchte wiederholt, Präsident Bush auf ein Abzugsdatum für die US-Truppen festzulegen. McCain argumentierte schon früh für eine Aufstockung der Truppen, um die Gewalt im Irak einzudämmen und die Regierung in Bagdad zu stabilisieren. Auch gegenwärtig ist McCain für die „Fortsetzung der Bemühungen, den Krieg im Irak zu gewinnen“, während Obama für einen schrittweisen Abzug der Truppen und eine Übergabe der Verantwortung an die Iraker plädiert. Letzten Endes werden jedoch die konkrete militärische Situation und die Stabilität der irakischen Regierung für den Zeitplan des Truppenabzugs entscheidend sein und weniger die Absichtserklärungen im Wahlkampf.

Nicht erst seit den kriegerischen Auseinandersetzungen in Georgien im vergangenen August gibt es eine kontroverse transatlantische Debatte um die Beziehungen zu Russland. John McCain und andere Republikaner fordern eine gemeinsame, harte Linie des Westens gegen ein von ihnen als revanchistisches wahrgenommenes Russland. So sollten die G-8 „wieder ein Klub führender Marktdemokratien“ werden. McCain plädiert für die Aufnahme Indiens und Brasiliens in die Staatengruppe, jedoch gleichzeitig für den Ausschluss Russlands und das Heraushalten Chinas. Dies würde eine gravierende Brüskierung zweier globaler Mächte bedeuten und wäre eine Abkehr von der bisherigen Politik Washingtons, Peking und Moskau so weit wie möglich in die internationale Ordnung einzubinden. Obama äußert sich differenzierter zu Russland. Auch in seiner Partei werden jedoch zunehmend antirussische Stimmungen laut. Groß ist die Enttäuschung über die inneren Entwicklungen und das außenpolitische Auftreten des wieder erstarkten Russland.

So reagierten Politiker und Medien in den USA scharf auf das auch aus deutscher Sicht unverhältnismäßige Eingreifen Russlands in den Konflikt zwischen der Regierung in Tiflis und den abtrünnigen Gebieten Südossetien und Abchasien, die sich mittlerweile für unabhängig erklärten. Dabei gab es auch Vorwürfe gegen Europa und namentlich Deutschland, das sich beim letzten NATO-Gipfel gegen einen konkreten Zeitplan für eine Aufnahme Georgiens und der Ukraine in die Allianz ausgesprochen hatte und dem eine zu russlandfreundliche Haltung aufgrund einer angeblich zu großen Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen aus Russland unterstellt werden. Dabei ist aus meiner Sicht die Unterstellung, dass die deutsche Politik gegenüber Russland durch unsere Gas-Interessen bestimmt sei, eine ebenso verengte und damit falsche Sichtweise wie die, dass die amerikanische Politik gegenüber dem Irak nur durch Öl-Interessen bestimmt sei.

Die autoritären Tendenzen in Russland und ein zum Teil konfrontatives Verhalten gegenüber seinen Nachbarn sollten wir Deutsche kritisieren. Aber die EU und Russland sind direkte Nachbarn und bleiben in vielfältiger Weise aufeinander angewiesen. Russland wird z.B. bei den Bemühungen um Abrüstung und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen sowie bei der Stabilisierung von Krisenregionen dringend gebraucht. Es bleibt deshalb deutsche Politik, trotz aller berechtigten Kritik an russischer Rhetorik und russischem Verhalten für ein rationales und kooperatives Verhältnis zu Russland zu werben.

Die Besorgnis in den USA über den Wiederaufstieg Russlands und Chinas fand ihren Ausdruck auch in dem neuen außenpolitischen Konzept einer „Allianz der Demokratien“, das von McCain und auch von Beratern der Obama-Kampagne vorgeschlagen worden ist. Dabei geht es im Kern um die Idee, einen neuen institutionellen Rahmen für die demokratisch regierten Länder der Welt zu schaffen, damit diese besser bei der Bewältigung internationaler Sicherheitsprobleme kooperieren könnten. Dies soll besonders dann zur Geltung kommen, wenn die Vereinten Nationen aufgrund ihrer Entscheidungsprozesse gelähmt wären. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass Legitimität, besonders beim Einsatz militärischer Macht, weniger aus der möglichst breiten Zustimmung der internationalen Gemeinschaft erwachse als aus der moralischen „Richtigkeit“ der Entscheidungen und der „inneren Legitimität“ demokratisch gewählter Regierungen. Es ist jedoch fraglich, nach welchen Kriterien über die Mitgliedschaft in dem neuen Bund entschieden wird. Provoziert man mit einer solchen Idee nicht neue Spannungen in der Welt, wenn man Staaten wie Russland und China aus wichtigen Entscheidungsprozessen ausschließt? Deren Unterstützung für die Bewältigung globaler Probleme wie des Klimawandels ist aber unerlässlich. Sollte sich dieses Projekt in der Regierungspolitik der neuen Administration wiederfinden, werden die Europäer hier Gesprächsbedarf haben und Widerspruch äußern.

Zudem herrscht im Kongress bei Republikanern und Demokraten eine sehr irankritische Haltung. Bei Abgeordneten beider Parteien gilt die Darstellung im Geheimdienstbericht National Intelligence Estimate vom Dezember 2007, laut dem Iran im Herbst 2003 sein Nuklearwaffenprogramm stoppte, als problematisch oder gar verharmlosend. Sie fordern die Administration auf, die Verbündeten zu mehr Druck auf Iran zu bewegen. Dazu gehören etwa Sanktionen gegen ausländische Firmen, die mit Iran Geschäftsbeziehungen unterhalten, und weitere Finanzsanktionen gegen Iran. Deutschland hat seine früheren engen wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran bereits deutlich eingeschränkt. Wir sollten uns aber darauf gefasst machen, dass von der neuen Administration im Weißen Haus mit Unterstützung durch den Kongress sehr schnell Forderungen nach weiterem wirtschaftlichen und politischen Druck auf den Iran kommen werden.

Weitere drängende internationale Probleme und regionale Krisen bleiben der transatlantischen Agenda unter der neuen US-Administration erhalten: die gemeinsame Bekämpfung des Terrorismus, ein Neubeginn in den Bemühungen um nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung, die Verwirklichung einer Friedensordnung im Nahen Osten, die geopolitische und wirtschaftliche Herausforderung durch aufstrebende Mächte wie China, Indien und Brasilien und die Konflikte in Afghanistan und Pakistan, auf dem Balkan, in Afrika und Asien. Langweilig wird die transatlantische Agenda der nächsten Jahre jedenfalls nicht. Die Präsidentschaftskandidaten der Republikaner und Demokraten haben ihre Bereitschaft bekundet, ihre Verbündeten stärker in die Lösung solcher Konflikte einzubeziehen.

Zugleich werden sie aber auf eine aus US-Sicht gerechtere Lastenverteilung pochen. Auf Deutschland und andere europäische Staaten werden daher neue Forderungen nach der Übernahme militärischer und ziviler Aufgaben in Krisengebieten zukommen. Vor allem mit Blick auf (Süd-)Afghanistan dürfte sich der amerikanische Druck auf Deutschland und die EU, mehr für die gemeinsame Sicherheit zu leisten, noch verstärken. Außerdem ist zu erwarten, dass die neue US-Administration auch mit der Bitte um Beiträge zur zivilen Stabilisierung des Iraks an die Verbündeten herantreten wird. Angesichts der erheblichen Skepsis in der deutschen öffentlichen Meinung gegenüber den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bedeutet dies – vor allem im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl - eine große Herausforderung für die Bundesregierung und den Bundestag.

Europa und die USA können aber neben den klassischen außenpolitischen Themen auch in vielen anderen Bereichen noch enger kooperieren. Die transatlantische Wirtschaftspartnerschaft, die Millionen Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks sichert, bietet dafür gerade in Zeiten einer sich abschwächenden Weltkonjunktur und von Turbulenzen auf den Finanzmärkten große Chancen. Die EU und die USA sollten die im Frühjahr 2007 beschlossene Vertiefung dieser Zusammenarbeit im Rahmen des Transatlantischen Wirtschaftsrats verstärken. Streitigkeiten über Details wie das Importverbot von chlorbehandeltem Geflügelfleisch durch die EU sollten baldmöglichst beigelegt werden. Hinderlich für die Handelsbeziehungen sind auch zunehmende protektionistische Reflexe in der amerikanischen Bevölkerung und im Kongress. Diese werden vor allem von der demokratischen Basis und damit auch von Barack Obama aufgegriffen, während der Republikaner McCain weiterhin den Freihandel verteidigt.

Ich hoffe, dass wir auch unsere Zusammenarbeit in einer Reihe klassischer innenpolitischer Problemstellungen intensivieren können. Dazu gehören Themen wie eine bezahlbare, allgemeine Krankenversicherung (45 Millionen Amerikaner sind unversichert), der Umgang mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel, einschließlich des Verlustes industrieller Arbeitsplätze an Billiglohnländer, der Kaufkraftverlust für die Mitteklasse und Probleme mit Armut und Dumpinglöhnen inmitten unserer wohlhabenden Gesellschaften. Auch hier können wir von einander lernen und sollten vor allem vermeiden, uns gegenseitig mit protektionistischen Maßnahmen zu schaden.

Von großer Relevanz für die Zukunft unserer Gesellschaften ist der Themenkomplex Klimaschutz und Energiesicherheit. Während sich die EU ehrgeizige Reduktionsziele für Treibhausgase setzt, hat sich die Bush-Administration zu Beginn mit dem Thema schwer getan. Sie lehnte eine verbindliche Begrenzung von CO2-Emissionen ab, solange große Schwellenländer wie China und Indien, die einen immer größeren Anteil an den Emissionen haben, nicht ebenfalls in die Pflicht genommen werden. Mittlerweile hat sich jedoch auch in den USA die Diskussion verändert. Eine Reihe von Bundesstaaten, darunter Kalifornien und Florida, haben eigene Gesetze zur Begrenzung von Treibhausgasen und zur Förderung erneuerbarer Energien verabschiedet. Sowohl Barack Obama als auch John McCain haben sich für verstärkte Maßnahmen zum Klimaschutz ausgesprochen, so dass der Boden für eine europäisch-amerikanische Zusammenarbeit nach den Wahlen fruchtbar ist. Minister Steinmeier wird Ende September bei einer Konferenz in Berlin gemeinsam mit seinem Kabinettskollegen Gabriel und amerikanischen Gästen den Startschuss zu einer neuen transatlantischen Initiative zu diesem wichtigen Zukunftsthema geben.
Bei allen genannten Themen bleibt die transatlantische Partnerschaft die notwendige Vorbedingung für Problemlösungen. Zwar müssen in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt auch viele andere Partner eingebunden werden, doch ohne die enge Kooperation zwischen den USA und Europa wird es keine Fortschritte bei der Bewältigung der drängenden Probleme unserer Zeit geben. Für die Europäer bleiben die USA der wichtigste Partner, und auch amerikanische Politiker wissen, dass die Schnittmenge gemeinsamer Interessen und Werte mit keiner anderen Region der Welt so groß ist wie mit Europa. Die bevorstehenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen bieten einen guten Anlass, um dieser Partnerschaft neuen Schwung zu verleihen. Dabei werden auch Unterschiede in den Meinungen und außenpolitischen Ansätzen zwischen Europa und den USA bestehen bleiben. Amerikaner und Europäer sollten lernen, mit solchen Differenzen gelassen umzugehen und aus Widersprüchen gemeinsame, konstruktive Lösungen zu entwickeln.

Freitag, 12. September 2008

Schnellere Einreise für Vielflieger!

Schnellere Einreise für Vielflieger!

Trotz Verschärfung der Einreise-Bestimmungen in die USA gibt es eine gute Nachricht für Vielflieger: Urlauber und Businessreisende, die häufig nach Amerika kommen, sollen künftig schneller abgefertigt werden. Das hat das US Department of Homeland Security angekündigt. Dafür müssen sich die Vielreisenden aber zuerst...

für ein neues Programm registieren lassen und dafür angeblich zusätzliche persönliche Informationen angeben. Danach sollen sie an einem Extraschalter bevorzugt behandelt werden.
Dort müssen auch sie wie alle anderen Passagiere ihren Pass vorlegen, Fingerabdrücke abgeben und fotografiert werden - es soll aber zügiger gehen.

Montag, 1. September 2008

Lustige Video-Bewerbung Paris Hilton: Wählt mich zur US-Präsidentin!



In einem Video-Clip kandidiert Paris Hilton zum Scherz als US-Präsidentin

Lustige Video-Bewerbung Paris Hilton: Wählt mich zur US-Präsidentin!

Eines gleich vorweg: Nein, sie meint es nicht ernst. Aber sie beweist Humor und Selbstironie. Paris Hilton (27) hat im Internet einen Video-Clip veröffentlicht, in dem sie als US-Präsidentin kandidiert. Ihre Antwort darauf, dass Republikaner John McCain (71) seinen Präsidentschafts-Konkurrenten Barack Obama (46) mit ihr verglichen hatte.

In dem Spot, der auf der Internetseite www.funnyordie.com veröffentlicht wurde, haucht Paris in die Kamera: „Hey Amerika, ich bin Paris Hilton und auch ich bin eine Berühmtheit. Nur stamme ich weder aus alten Zeiten noch verspreche ich Wandel wie der andere Typ. Ich bin einfach heiß.“