08. Oktober 2008, 21:30 Uhr
IMAGE-UMFRAGE
Amerikaner schwärmen vom modernen Deutschland
Washington
Lederhose und Bratwurst sind von gestern: Laut einer neuen Image-Umfrage schätzen Amerikaner das "Modern Germany". Ihr Deutschlandbild ist wieder sehr positiv, der Ärger über die Irak-Kontroverse ist Vergangenheit. Doch der Einsatz in Afghanistan könnte neue Antipathien schüren.
Washington - Der Streit um Irak und George W. Bush scheint vergessen: Beinahe jeder zweite Amerikaner hat ein sehr positives Bild von Deutschland. Auch hält mehr als ein Drittel die deutsch-amerikanischen Beziehungen für exzellent oder sehr gut - nur vier Prozent sehen diese als schlecht an. Für die amerikanischen Bürger ist Deutschland viertwichtigster US-Verbündeter, hinter Großbritannien, Kanada und Japan.
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49 Prozent der Amerikaner geben an, sehr interessiert am modernen Leben in Deutschland zu sein. Das ergab eine repräsentative Umfrage des "German Information Center" der Deutschen Botschaft in Washington, für die im September rund 1000 US-Bürger befragt wurden.
"Der Trend ist positiv. Wir sind wieder auf dem Stand von vor dem Irak-Krieg. Das ist sehr ermutigend.", sagte Botschafter Klaus Scharioth bei der Vorstellung der Daten. Insbesondere die Irak-Kontroverse hatte das Verhältnis abkühlen lassen. So äußerten auf dem Höhepunkt der diplomatischen Verstimmungen 2003 nur 17 Prozent der US-Befragten, ihr Deutschland-Bild sei sehr positiv.
Bei der Bewertung der deutsch-amerikanischen Beziehungen sind die alten Werte freilich noch nicht wieder erreicht.
- Im September 2001 hatten noch 65 Prozent der Amerikaner eine sehr positive Einschätzung dazu abgegeben.
- Aus US-Sicht hat aber Irak als Zankapfel an Bedeutung verloren: Auf die Frage nach Belastungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis gaben die Amerikaner an erster Stelle Wirtschafts- oder Handelsstreitigkeiten an. Irak folgte mit sechs Prozent der Nennungen erst an vierter Stelle - sieben Prozentpunkte weniger als noch bei einer ähnlichen Umfrage im Februar 2007.
Allerdings könnte die Kontroverse um den Afghanistan-Einsatz für neue Belastungen sorgen.
- In der aktuellen Umfrage geben 21 Prozent der Amerikaner an, Deutschland leiste dort nicht genug im Kampf gegen Terroristen. Diese Zahl hat im Vergleich zur letzten Befragung leicht abgenommen.
- In Deutschland bleibt der Einsatz von Soldaten am Hindukusch hingegen höchst umstritten. Der Bundestag verhandelt derzeit eine Verlängerung des Afghanistan-Mandats, CSU-Politiker wie Peter Ramsauer fordern eine Debatte über Ausstiegsszenarien. In Umfragen sprechen sich bis zu 86 Prozent der Deutschen gegen Kampfeinsätze in Afghanistan aus.
Der Einsatz am Hindukusch könnte durchaus zur Belastungsprobe für die transatlantischen Beziehungen werden: Die US-Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama haben angekündigt, mehr militärisches Engagement in Afghanistan von den Europäern einzufordern.
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Insgesamt definiert sich die deutsch-amerikanische Beziehung vor allem über Wirtschaftsfragen. Immerhin belief sich der Handelsverkehr zwischen den beiden Ländern allein im vorigen Jahr auf über 140 Milliarden Dollar.
- 36 Prozent der befragten Amerikaner halten diese Kooperation für das wichtigste Band - nur neun Prozent der Befragten sagten das über die politische Zusammenarbeit
- Ein Feld für gemeinsame politische Initiative könnte der Klimaschutz bieten: 56 Prozent der Befragten glauben, Deutschland und die USA sollten diese Herausforderung gemeinsam angehen.
Jedoch hat die Bereitschaft der US-Befragten, internationalen Vorgaben zu folgen, im Vergleich zu früheren Umfragen leicht abgenommen. Auch das spiegelt einen Trend anderer Transatlantik-Stimmungsbarometer: Amerikaner scheinen zu mehr Engagement im Klima- und Umweltschutz bereit - doch Skepsis gegenüber der Vorgehensweise im Ausland bleibt.
Jeder Zweite fühlt sich schlecht informiert
Die Umfrage kommt zu einer Zeit, da viele Deutsche mit großem Interesse den US-Wahlkampf verfolgen. Deutsche Medien begleiten diesen so ausführlich wie selten zuvor. Umgekehrt ist das Gegenteil der Fall. Angesichts der US-Medienkrise haben viele amerikanische Zeitungen, Zeitschriften, Fernseh- und Radiosender ihre Auslandsberichterstattung eingeschränkt und Korrespondentenbüros geschlossen.
Den Lesern und Zuschauern ist das nicht entgangen. In der Umfrage des "German Information Center" gaben 51 Prozent der Amerikaner an, sich von ihren Medien schlecht über Deutschland informiert zu fühlen - eine Zunahme um 17 Prozent seit 2004.
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