14.10.08, 07:25
Teilverstaatlichung
US-Regierung will bei Banken einsteigen
700 Milliarden Dollar gibt es nicht zur freien Verfügung: Wie die Europäer wollen die USA Geld aus dem Rettungspaket dazu nutzen, um sich bei Banken einzukaufen. Auf der Liste stehen neun Großbanken.
George W. Bush (r.) und sein Finanzminister Henry Paulson
Die US-Regierung will sich an den größten Banken des Landes beteiligen, um diese vor dem drohenden Zusammenbruch zu bewahren. Diese direkten Kapitalspritzen sind dem Vernehmen nach zunächst für neun Großbanken geplant, darunter die Citigroup, Wells Fargo, JPMorgan Chase, die Bank of America und Morgan Stanley. Der „New York Times“ zufolge sollen Citigroup, JPMorgan, Bank of America und Wells Fargo jeweils 25 Milliarden Dollar erhalten. An Goldman Sachs und an Morgan Stanley wolle sich der Staat mit je zehn Milliarden Dollar beteiligen. Es wird erwartet, dass danach weitere Institute in das Programm einbezogen werden.
Vorbild Europa
Das Finanzministerium teilte zunächst lediglich mit, die Regierung habe umfassende Maßnahmen zur Stärkung des öffentlichen Vertrauens in das Finanzsystem beschlossen. Es gehe darum, „die Funktionsfähigkeit unserer Kreditmärkte wiederherzustellen“. An den Beratungen im Finanzministerium nahm auch Notenbankpräsident Ben Bernanke teil.
Mit den geplanten Staatsbeteiligungen und den Garantien zum Auftauen des Geldmarktes zwischen den Banken orientiert sich die US-Regierung an den Rettungspaketen, wie sie in den vergangenen Tagen in europäischen Ländern geschnürt wurden. Allerdings müssten die Banken hinsichtlich einer Staatsbeteiligung noch überzeugt werden, sagte ein Eingeweihter. „Es bedarf noch einiger Überredungskunst.“
Bislang war vor allem geplant, dass die Regierung den Banken wertlos gewordene Hypothekenpapiere abkauft, um die Institute vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Neben der direkten Beteiligung über den Erwerb von Aktien wurde jetzt auch beschlossen, dass die Einlagensicherung FDIC auch Kredite zwischen den Banken garantieren soll.
Spanische Bank Santander übernimmt US-Institut
Unterdessen beschloss die spanische Bank Santander, das angeschlagene US-Institut Sovereign Bancorp für 1,9 Milliarden Dollar zu übernehmen. Der Banco Santander war bisher schon mit 25 Prozent an Sovereign beteiligt. Das Institut mit Sitz in Philadelphia wird bei der Übernahme mit 3,81 Dollar je Aktie bewertet. Dies bedeutet gemessen an dem gegenwärtig niedrigen Kursniveau ein Zuschlag von 3,5 Prozent.
Mit der Übernahme schreitet die Konsolidierung der Branche weiter voran. Als Hauptursache für diesen Prozess gilt die knappe Ausstattung mit Kapital. Die Sovereign Bancorp hat erheblich unter der Immobilienkrise in den USA gelitten, die zur massenhaften Abschreibung von Hypothekenkrediten geführt hat. Seit Beginn des Jahres hat die Sovereign-Aktie nahezu zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt.
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