Donnerstag, 2. Oktober 2008

US-Senat stimmt Rettungspaket für Finanzsektor zu


DONNERSTAG, 02. OKTOBER 2008, 05:51 UHR

US-Senat stimmt Rettungspaket für Finanzsektor zu

Washington (dpa) - Das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für den US-Finanzsektor hat eine erste Hürde genommen. Der Senat stimmte dem Programm zu, das im Repräsentantenhaus dramatisch gescheitert war. 74 Senatoren unterstützten das Paket, 25 votierten dagegen. Die zweite Parlamentskammer wird sich voraussichtlich morgen erneut mit dem Entwurf befassen. Die Regierung hatte das Programm leicht verändert: Unter anderem sieht es einen verbesserten Schutz für Privatkonten mit Einlagen bis zu 250 000 Dollar vor.


Bankenkrise in den USA

Neuer Anlauf für
US-Rettungsplan

Senat stimmt über Milliardenpaket ab - Börse im Minus

US-Rettungsplan, zweiter Versuch: Der Senat stimmt über das überarbeitete Milliardenpaket ab. Die angespannte Lage an den Kreditmärkten haben die US-Börsen vor einer neuen Abstimmung über das Banken-Rettungspaket ins Minus gedrückt.

Viele Anleger waren überzeugt, dass eine US-Rezession selbst im Falle einer Zustimmung nicht mehr zu verhindern ist. Dies belastete vor allem die Papiere von Industriekonzernen wie General Electric und Caterpillar. Bankenwerte dagegen legten erneut zu in der Hoffnung, dass das Hilfspaket die Pleitewelle in der Branche beendet.

Höhere Garantiesummen

Der Dow-Jones-Index sank 0,4 Prozent auf 10.803 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 0,7 Prozent auf 1158 Zähler. Der Technologie-Index Nasdaq notierte ein Prozent schwächer bei 2072 Punkten. Auch am Deutschen Aktienmarkt blieb die Stimmung gedrückt. Der Dax schloss 0,4 Prozent schwächer bei 5806 Punkten. Zuvor hatten zeitweise schwache US-Konjunkturdaten zusätzlich belastet und den DAX bis auf rund 5747 Punkte gedrückt. Der MDAX schloss mit minus 1,15 Prozent auf 6876,90 Punkte. Nur der TecDAX koppelte sich vom Markttrend ab und legte um 1,00 Prozent auf 692,78 Zähler zu.

Im Vergleich zum gescheiterten Entwurf für das US-Rettungspaket garantiert die neue Version Kunden bei Bankpleiten ein höheres Guthaben. Die EU plant indes mehr Regulierung. Wichtigste Änderung in dem 700 Milliarden Dollar schweren US-Rettungsplan ist die höhere Garantiesumme für Bankguthaben. Diese soll nach Angaben von Republikanern und Demokraten auf bis zu 250.000 Dollar steigen. Damit wurde in den Plan eine Forderung von Barack Obama aufgenommen, der sich auch John McCain angeschlossen hatte. Beide Präsidentschaftskandidaten trommeln für das Rettungspaket. Auch der staatliche Einlagensicherungsfonds der US-Banken (FDIC) hatte sich für eine vorübergehende Erhöhung der Garantiesumme ausgesprochen. "Es gibt eine zunehmende Vertrauenskrise, die unnötige Ängste auf dem Markt schürt", erklärte FDIC-Chefin Sheila Bair. Wenn die Garantiesumme erhöht wird, hätten Privat- und Geschäftskunden im Falle einer Pleite ihrer Bank mehr Sicherheit für ihre Guthaben. Derzeit ist die Garantiesumme auf 100.000 Dollar begrenzt.

Senat vor Repräsentantenhaus

Die Beratungen im Senat über den veränderten Rettungsplan sollen nach Angaben von Republikanern und Demokraten am Mittwochabend beginnen, also nach dem Ende des jüdischen Neujahrsfestes. Damit kommt es zu dem äußerst seltenen Fall, dass der Senat nicht auf das Repräsentantenhaus wartet. Dieses will nach dem gescheiterten Versuch vom Montag erst am Donnerstag wieder zusammenkommen. Das Repräsentantenhaus hatte am Montag überraschend das 700 Milliarden Dollar schwere Maßnahmenpaket der Regierung zur Rettung des Finanzsektors abgelehnt.

börsenkurs

Dow Jones

Das Scheitern des Pakets hatte eine Rekord-Talfahrt der US-Finanzmärkte ausgelöst, am Dienstag erholten sie sich aber wieder leicht. Der Dow Jones Index kletterte zu Börsenschluss um 490,95 Punkte auf 10.856,4 Zähler. Am Vortag hatte er mehr als 770 Punkte eingebüßt und damit nach Punkten den höchsten Tagesverlust in seiner Geschichte verbucht. Dass es am Dienstag wieder aufwärts ging, führten Händler auf die Hoffnung zurück, dass es doch bald zu einer Einigung im Kongress auf konkrete Maßnahmen kommt.

Hoffnung an der Börse

Diese Hoffnung hatte sich bereits vor Ankündigung der Senatssitzung verbreitet. Unter anderem zeigten sich die demokratische Chefin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, optimistisch, dass es bald zur Annahme eines Planes kommt. Sie schrieben in einem Brief an US-Präsident George W. Bush: "Wenn alle zusammenarbeiten, dann sind wir zuversichtlich, dass wir ein verantwortungsbewusstes Gesetz in naher Zukunft verabschieden können." Republikaner und Demokraten müssten ihre Anstrengungen fortsetzen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Steuerzahler zu schützen.

Sollte der geänderte Rettungsplan erneut im Kongress durchfallen, befürchtet der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt, weitere Bank-Schieflagen auch in Deutschland. "Ohne das US-Rettungspaket könnten noch mehr deutsche Banken Probleme bekommen - so wie die Hypo Real", sagte Bernhardt der "Bild"-Zeitung. Der Finanzexperte wies zugleich aber darauf hin, dass die Einlagen von Privatpersonen bei einem Bankenzusammenbruch in Deutschland nicht gefährdet seien.

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