Montag, 20. Oktober 2008

Touristen-Spass mit ernstem Hintergrund Mexikanisches Dorf simuliert die Flucht in die USA


Kontrolle an der Grenze zu den USA

Touristen-Spass mit ernstem Hintergrund Mexikanisches Dorf simuliert die Flucht in die USA

Für die einen ist es nur ein Spiel, für die anderen bittere Realität. Eine mexikanische Gemeinde inszeniert die illegale Einwanderung in die USA als Spektakel für zahlungswillige Touristen. Ein absurder Freizeit-Spaß mit ernstem Hintergrund.

Illegale Einwanderer am Grenzübergang

Kein Spaß: Mexikaner warten auf Dunkelheit, um illegal über die Grenze in die USA zu gelangen

El Alberto im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo ist 1600 Kilometer von der Grenze zwischen Mexiko und den USA entfernt. Trotzdem bringen dort regelmäßig Schlepper Flüchtlinge über die Grenze. Sirenen heulen, Schüsse fallen, Männer brüllen – doch alles ist nur ein Spiel. Für eine Gebühr zwischen 100 und 250 Pesos (zwischen 6 und 15 Euro) können Mexikaner einmal Flüchtling spielen.

Die Nachtwanderungen, die den illegalen Grenzübertritt simulieren, gibt es schon seit vier Jahren. 90 Prozent der 1100 Einwohner von El Alberto haben schon in den USA gelebt und gearbeitet, viele von ihnen gelangten illegal in das reiche nördliche Nachbarland. Die Mexikaner, die heute für die Touristen Schlepper oder Grenzbeamten spielen, kennen die Realität.

Fast jedes Wochenende findet die „Caminata Nocturna“ statt. Hunderte Touristen kommen inzwischen jedes Jahr aus ganz Mexiko und selbst aus dem Ausland, um sich eine Nacht lang durch die Wildnis zu schlagen.

Anfangs sahen die Behörden das Flüchtlingsspiel als Förderung der illegalen Einwanderung. Die Veranstalter dagegen sind sich sicher: Wer die Angst und den Stress eines illegalen Grenzübertritts einmal durchlitten hat, und wenn auch nur im Spiel, wird nicht mehr in die USA einwandern wollen. Zumal sich die Flucht jetzt finanziell weniger lohnt – durch die Finanzkrise sanken auch die Löhne.

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