Montag, 13. Oktober 2008
PAULSONS NEUER RETTUNGSPLAN US-Regierung will sich mit 250 Milliarden Dollar in Banken einkaufen
14. Oktober 2008, 00:39 Uhr
PAULSONS NEUER RETTUNGSPLAN
US-Regierung will sich mit 250 Milliarden Dollar in Banken einkaufen
US-Finanzminister Paulson schwenkt um: Wie die Europäer will auch er jetzt durch Übernahme von Bank-Anteilen die Kreditkrise lösen. Zeitungsberichten zufolge sollen dafür 250 Milliarden Dollar dienen, die eigentlich zum Aufkauf fauler Kredite gedacht waren. Neun große Institute sind im Visier.
Washington - Erst an diesem Dienstag will Henry Paulson seine neuen Pläne für eine Lösung der Kreditkrise vorstellen - doch schon vorab sickerte in der Nacht durch, dass der US-Finanzminister einen Kursschwenk plant. Laut "Washington Post" und "Wall Street Journal" will die Regierung Bush die vom Kongress gebilligten Hilfsgelder vererst vor allem nutzen, um sich an einer Vielzahl von Banken in den USA zu beteiligen.
Paulson (M.) mit Bernanke, Bush (am Wochenende): Alter Plan verworfen
AP
Paulson (M.) mit Bernanke, Bush (am Wochenende): Alter Plan verworfen
Insgesamt geht es den Zeitungen zufolge um bis zu 250 Milliarden Dollar, mit denen laut "Wall Street Journal" Anteile an "potentiell Tausenden Banken" gekauft werden sollen, konkret an neun großen Finanzinstitutionen. Namen nannte die Zeitung nicht. Nicht alle Institute seien "glücklich mit dem Schritt, haben aber unter dem Druck der Regierung zugestimmt". Der US-Banksektor werde durch den "dramatischen Schritt" wohl "auf Jahre mit der US-Bundesregierung verbunden" sein.
Chefs der großen Banken zum Minister geladen
Die 250 Milliarden Dollar würden faktisch die gesamte erste Tranche umfassen, die der US-Kongress beim Beschluss des 700-Milliarden-Dollar-Hilfspakets dem Minister schon zur Verwendung freigegeben hatte. Für weitere Tranchen braucht Paulson erneut die Zustimmung der Abgeordneten und Senatoren. Laut "Washington Post" will er sofort um weitere 100 Milliarden Dollar bitten.
Geplant sind außerdem weitgehende Kreditbürgschaften und Garantien für nicht spekulative Bankguthaben. Die Details des Planes werden den Zeitungen zufolge noch erörtert; Paulson und US-Notenbankchef Ben Bernanke hatten zu diesem Zweck am Montag die Chefs der größten Notenbanken zu sich geladen. Offiziell will sich der Minister erst an diesem Dienstag äußern.
Sein neuer Ansatz bedeutet einen Kursschwenk der US-Regierung in Richtung der Europäer. Paulsons ursprünglicher Rettungsplan sah vor allem vor, den Banken faule Immobilienkredite abzukaufen und so das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen. Die Möglichkeit von Staatsbeteiligungen war überhaupt nicht vorgesehen, erst der Kongress ergänzte sie in dem Hilfspaket. Laut "Wall Street Journal" ersetzen die neuen Ideen die alten Konzepte weitgehend.
Browns Plan setzt sich international durch
Schon beim internationalen Finanzgipfel am Wochenende neigten die westlichen Industrienationen merklich zur jetzt bevorzugten Rettungsstrategie, die auf den britischen Premier Gordon Brown zurückgeht. Sie sieht in erster Linie umfassende Bürgschaften und die direkte Beteiligung der Regierungen an Banken vor, um diese faktisch staatlich abzusichern. Auch mehrere andere europäische Regierungen hatten am Montag solche Maßnahmen in die Wege geleitet, allen voran die Bundesregierung. Deren Dimension umfasst mehr als eine Billion Euro, allein in Deutschland geht es um 500 Milliarden Euro.
Die Ankündigungen der Europäer und die Absichtserklärungen vom Wochenende lösten an den Börsen der Welt am Montag Kursrallyes aus. Die Wall Street schloss mehr als 11 Prozent im Plus, allein der Dow-Jones-Index stieg um 936 Punkte - so stark wie nie zuvor an einem Tag. Auch der Dax legte in Rekordtempo zu: Er schloss mit 11,4 Prozent im Plus bei 5062 Punkten; prozentual der größte Tagesgewinn in der 20-jährigen Geschichte des deutschen Indexes.
Genau auf diese Reaktion der Börsen hatten die Regierungen der Industrienationen gehofft. Sie sei das, was man sich vorgestellt habe, sagte der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Abend, als die ersten deutlichen Signale von der Wall Street kamen. Die Bewegung auf den Märkten zeige, dass die beschlossenen Krisenpläne wirken. Die neuen Signale aus der US-Regierung könnten die Märkte nun weiter stützen.
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