Mittwoch, 28. Januar 2009

Renner statt Rentner: Dank seines neuen Images hofft Florida, der Wirtschaftskrise touristisch zu trotzen – die Chancen stehen gut.

Renner statt Rentner: Dank seines neuen Images hofft Florida, der Wirtschaftskrise touristisch zu trotzen – die Chancen stehen gut.

Eine Nacht in der Penthouse-Suite des „Setai“ kostet zwischen 20 000 und 30 000 US-Dollar
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt wieder mehr Platz am Miami International Airport. Zumindest dort, wo üblicherweise die reichen Geschäftsleute, Broker und Investmentbanker mit ihren Privatjets für ein sonniges Florida-Wochenende festmachen, bleibt seit dem 8. Oktober, dem schwarzen Börsen-Mittwoch, manche Parkposition ungenutzt.

Die schlechte Nachricht: Wer sich nun auf einen ruhigen Florida-Urlaub einstellt, liegt falsch. Denn nebenan, dort, wo die internationalen Ferienjets ihre Passagiere abladen, herrscht (noch) die gleiche Betriebsamkeit wie schon seit Monaten. Das Bild ist Hoffnung genug, sodass erst vor wenigen Tagen „The Miami Herald“, Floridas führende Tageszeitung, die mutige Prognose wagte: „Die gut betuchten Urlauber aus Übersee können den Tourismus weiter strahlen lassen.“ Positiv kommt hinzu, dass auch das weniger wohlhabende Ferienvolk vom Alten Kontinent weiter auf den „Sunshine State“ setzt. Obwohl der US-Dollar gegenüber dem Euro seit seinem Hoch im Sommer knapp 20 Prozent einbüßte.

Die Angst vor einem weltweiten Abschwung geht auch im Urlaubsgeschäft um. Doch Florida macht in Optimismus. „Wir haben die Alarmglocken gehört, aber ich bin überzeugt, dass wir die Krise meistern, denn unser Geschäft steht auf solidem Fundament“, zeigt sich etwa „The Setai“-General-Manager Hansjoerg Meier zuversichtlich. Der Schweizer hat gut reden, schließlich gilt seine Nobelherberge in der 2001 Collins Avenue derzeit als die angesagteste Adresse der Stadt.

Bill Clinton sagt gern „hello“, Boris Becker zeigte regelmäßig sein inzwischen erkaltetes Liebesglück, und Beyoncé kuschelt mit Jay-Z. Der VIP-Faktor im „Setai“ liegt derzeit so hoch, dass selbst Karl Lagerfeld fast unbehelligt an seinen schwarzen ärmellangen Handschuhen zupfen kann. Mitte Mai eröffnete Lenny Kravitz sein „Setai Recording Studio“ in einer zweigeschossigen Penthouse-Suite des Hotels. Mindestens einmal im Jahr kann man Kravitz mit einer nicht weniger berühmten Kollegin (und Nachbarin) beim Frühstück antreffen: Neu-Single Madonna bevorzugt die „Setai“-Penthouse-Suite, für die pro Nacht zwischen 20000 und 30000 US-Dollar berechnet werden. Demnächst könnte sich ein neuer Setai-VIP der illustren Runde anschließen: Aus Imagegründen musste der Demokrat Barack Obama die Nobelherberge meiden. Als neuer US-Präsident dürfte dieses Problem nun nicht mehr bestehen.

Miami lässt sich auch preiswerter genießen. Und so drängt sich am South Beach, fotogenes Sinnbild für den lässigen USA-Süden, das multikulturelle Touristenvolk. Tagsüber mischen sich einheimische Lebenskünstler und schräge Vögel unter das Heer der Sonnenfans. Abends wird der Ocean Drive mit seinen Bars, Clubs und edlen Restaurants zum Laufsteg der Eitelkeiten. Während der hei-ße Sommer zumeist den Touristen aus Übersee gehört, dominiert in den Wintermonaten die US-Klientel, von den Floridianern nicht selten als „Snowbirds“ belächelt, die demSchnee und Eis der Oststaaten für ein verlängertes Wo-chenende entfliehen. Die Zeiten, in denen Florida als Rentnerparadies geschmäht wurde, sind aber längst passé.
Die Skyline von Miami zeigt sich in der Dämmerung von ihrer besten Seite
Trotz neuer Besucher ist Shopping weiterhin die beliebteste Aktivität der jährlich 48 Millionen Florida-Touristen. Selbst beim momentan etwas schwächeren Wechselkurs lohnt sich Einkaufen in den USA noch immer. Lieblingsziel der Schnäppchenjäger sind gigantische Outlet-Malls wie Sawgrass Mills bei Fort Lauderdale, die Orlando-Premium- sowie die eher idyllischen Miromar-Outlets in der Nähe von Fort Myers.

Geglückter Image-Wandel. Selbst Orlando, Metropole im Herzen Floridas, ist inzwischen weitaus mehr als der weltgrößte Spielplatz für alle Altersgruppen. Sobald die Sonne untergegangen ist, schlägt das Herz von „O-Town“ noch ein bisschen schneller, und auf das beliebte Park-Hopping durch Themenparks wie Disney und Seaworld am Tag folgt exzessives Club-Hopping in der Nacht.

An Key West, einen wahren Night-Life-Klassiker, reicht Orlando allerdings noch lange nicht heran. Auf der dortigen Partymeile, der Duval Street, drängen sich nach dem legendären Showdown zum Sonnenuntergang Biker und Touristen bis tief in die Nacht, ehe sich die Szene in idyllische kleine Hotels und Motels auf den Inseln zurückzieht. Wie in das „Islander Resort“ auf Islamorada, das von außen eher einem unscheinbaren Motel gleicht, sich jenseits der Einfahrt aber als tropisches Idyll präsentiert. Selbst zu dieser vorgerückten Stunde zeigt sich Florida von seiner hippen Laisser-faire-Seite, fast schon ein wenig zu cool fürs alte Amerika!

Info – Florida – Amerikas Starker Süden

Flug: Air Berlin bietet in den Wintermonaten drei wöchentliche Flüge ab Düsseldorf nach Miami (Anschlussverbindungen ab diversen deutschen Airports; Round-Trip-Tarife ab 540 Euro). Ebenfalls im Flugplan: Abflüge von München und Ankünfte in Fort Myers. Um vor Ort flexibel zu sein, empfiehlt sich ein Mietwagen, den man aber besser schon von Deutschland aus bucht. Zum Beispiel über Alamo (www.alamo.de) ab 28 Euro/Tag.
Das Hotelangebot in Miami ist umfangreich; ideale Basis für Touristen: Miami Beach. Hippste Location derzeit: „The Setai“, 2001 Collins Avenue (www.setai.com oder www.ghmhotels.com; 125 Zimmer/Suiten; ab 750 US-Dollar/Nacht).
Angesagter Trend: Fallschirmspringen Im Sky Venture (www.skyventure.com) in Orlando kann man den Sprung ohne Fallschirm wagen.

source: focus

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