Mittwoch, 17. Dezember 2008

Skifahren in Nordamerika 10 Argumente für die Rockies

Skifahren in den Alpen ist herrlich, keine Frage. Warum also zum Carven über den Atlantik jetten? Hier die zehn wichtigsten Gründe.

Offpisten-Spaß in Keystone
Ein Skitrip nach Nordamerika ist auf den ersten Blick eine anstrengende und teure Angelegenheit. Sicher, für ein verlängertes Wochenende kommt die Reise in die Rockies tatsächlich nicht infrage, und Familien mit kleinen Kindern sollten sich ebenfalls fragen, ob sie die acht bis neun Stunden Zeitverschiebung ihren Kindern wirklich zumuten wollen. Die ersten Rutschversuche der Knirpse können schließlich auch in einem näheren Umfeld unternommen werden. Doch andererseits spricht auch einiges für den Skiurlaub jenseits des Teichs: mehr Schnee, mehr Service, mehr Platz auf der Piste und eine Reihe weiterer Vorteile – siehe nächste Seiten. Und angesichts des immer noch günstigen Dollar-Kurses relativiert sich auch die Preisfrage, vor allem, wenn man ohnehin einmal in die USA oder nach Kanada reisen wollte und den Skitrip noch mit einer Sightseeing-Woche oder einem Badeurlaub kombiniert.

Kombinieren ist auch das Stichwort beim Kostensparen. Wer individuell seine Flüge bucht, ist gut beraten, auch die Angebote verschiedener Airlines zu überprüfen. Dann geht es zum Beispiel mit der einen Fluggesellschaft nach New York – mittlerweile kommt man für 350 Euro über den Atlantik – und mit einer anderen weiter an die Westküste. Gerade in den USA locken interessante „Monatstickets“ für unbegrenzte Stand-by-Inlandflüge. Noch günstiger freilich sind Package-Angebote von USA- und Kanada-Spezialisten. Ein Komplettpaket inklusive Flug, Transfers, einer Woche Unterkunft und Wochenskipass ist bereits ab 1200 Euro zu haben.
Literaturtipp

Die Tipps stammen zum Teil aus dem aktualisierten Band „Ski-Atlas Kanada & USA“ , Vista Point, Canusa Touristik, 16,95 Euro
Wissenschaftlich bewiesen: In Utah fällt der beste Schnee der Welt, Colorado ist dicht auf den Fersen
Tiefe Temperaturen und eine geringe Luftfeuchtigkeit bei Schneefall, das sind zwei der wichtigsten Gründe, warum der Schnee in den Rockies noch deutlich leichter und luftiger ausfällt als in europäischen Gefilden. Außerdem rieselt in den meisten Skigebieten derart viel „Champagne Powder“ herab, dass Marketingstrategen den Spruch erfunden haben: „Bring your snorkel!“ (Bringen Sie Ihren Schnorchel mit)

Der besondere Tipp: Dass der US-Bundesstaat Utah sich mit dem Slogan „greatest snow on earth“ schmückt, mag ein Werbegag sein. Fakt ist jedoch, dass der Große Salzsee einen ganz speziellen Effekt auf den Schnee hat. Was damit gemeint ist, lässt sich erleben, wenn die weiße Pracht etwas weiter östlich in den Bergen herabfällt. Zum Beispiel in Deer Valley in der Nähe von Park City, das sich wiederum rund 50 km von Salt Lake City entfernt befindet. In diesem exklusiven Skigebiet fanden im Jahr 2002 etliche Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele statt. Die Exklusivität des Areals macht sich nicht nur an den noblen Unterkünften bemerkbar, sondern auch an der Tatsache, dass man es sich leisten kann, Snowboarder komplett auszusperren.
"Schenk dem Urlauber immer ein Lächeln“ – so lautet die Devise in den meisten Skigebieten
„Have a nice day“ – dieser Spruch samt Lächeln gehört zum Standard am Lifteinstieg, ebenso die helfende Hand, die die Ski in den Gondelköcher steckt, sowie tipptopp präparierte Pisten. Doch damit nicht genug. Gratisheißgetränke auf der Piste, stärkende Cookies am Zielhang, Taschentücher für die schniefende Nase im Lift: Was in Europa nur hier und dort zu finden ist, hat sich jenseits des Atlantiks flächendeckend etabliert. Frei nach dem Motto: Der Skifahrer ist König.

Der besondere Tipp: Beaver Creek, Colorado. Freundlichkeit und Service lassen sich schwer in Rankings messen. Dennoch herrscht Einigkeit, dass das vor fast 30 Jahren am Reißbrett geplante 5-Sterne-Resort westlich von Vail Village ganz vorne mitspielt. Spürbar ist das am besten für die Gäste vor Ort, doch auch ohne Ortskenntnisse kann man sich anhand überdachter Gondel-Rolltreppen-Zubringer und einer beheizbaren (!) Fußgängerzone ein Bild machen, was man in Beaver Creek unter Service versteht.
So sieht die Ideallinie an Amerikas steilster offizieller Skipassage, dem „Corbet´s Couloir“ in Jackson Hole aus. Noch Fragen?
In Europa gibt es drei Farben zur Unterscheidung der Pistenschwierigkeit: Blau, Rot, Schwarz. Frankreich und Teile Italiens bieten noch Grün für besonders einfaches Terrain an, das war’s aber. Nordamerika hingegen unterteilt in fünf Stufen, wobei die „double diamonds“, die zweifachen Diamanten, eine Kategorie beschreiben, die in Europa kaum offizielle Pisten ausweist. Denn hierbei handelt es sich um extrem schwierige Strecken – und davon gibt es, zum Beispiel in Gestalt von Buckelpisten und steilen Rinnen, reichlich. Der „Corbet´s Coulouir“ in Jackson Hole zum Beispiel gehört zu den spektakulärsten Steilhängen der Skiwelt. Den Titel „America´s scariest ski slope“ (Amerikas furchterregendste Skipiste) hat die Passage schon mal sicher.

Der besondere Tipp: Für Könner ist das kalifornische Squaw Valley das Paradies auf Erden und unbestritten eines der anspruchsvollsten Areale weltweit. Das Off-Piste-Terrain versetzt Experten in einen Glücksrausch. Kein Wunder, dass der Gastgeber der Olympischen Winterspiele von 1960 als Drehort der berühmt-berüchtigten Skifilme von Warren Miller diente. Wer es den waghalsigen Stuntmen aus den Filmen nachtun will, der findet außergewöhnlich steiles Gelände bei den Palisades und am Eagle’s Nest am Gipfel von KT-22. Klingt harmlos, ist es aber nicht, denn die gigantischen Felsabstürze und engen Steilrinnen sind nur etwas für echte Cracks. Na denn, Hals- und Beinbruch!
Seit 12. Dezember 2008 im Einsatz: die knapp vier Kilometer lange „Peak 2 Peak“-Gondelbahn
Sicher, was die Anzahl der Lifte pro Skigebiet anbelangt, sind nordamerikanische Areale den Europäern meilenweit unterlegen. Doch Vorsicht vor falschen Rückschlüssen! Denn zum einen sind die meisten amerikanischen Seilbahnen deutlich länger und erstrecken sich nicht selten kilometerlang. Und zum anderen sorgen modernste Anlagen für besonders schnellen Transport der Wintersportler, die sich dann im weitläufigen Gelände so richtig austoben können.

Der besondere Tipp: Whistler/Blackcomb, British Columbia. Zwei riesige Skiberge mit der größten Höhendifferenz von allen Skigebieten Nordamerikas, zwölf fantastische Tiefschneefelder, drei Gletscher und mehr als 200 markierte Pisten – das ist der Schauplatz der Olympischen Winterspiele von 2010, Whistler/Blackcomb. Schon heute werden Bestleistungen registriert, nämlich bei den Bergbahnen. Mit 15 sogenannten Expressliften führt die mehr als 200 Pistenkilometer umfassende Region die Seilbahn-Bestenliste Nordamerikas an. Neuestes Highlight: Seit Anfang Dezember 2008 verbindet die spektakuläre „Peak 2 Peak“-Gondel die beiden Berggipfel von Whistler Mountain und Blackcomb und schwebt dabei über 450 Meter über dem Tal.
Nomen est omen: Das Skigebiet Panorama in den USA bietet herrliche Aussichten – und leere Pisten
Warteschlangen an den Kassen und den Sesselbahnen und Staus auf der überfüllten Piste? Kommt in den Rockies höchst selten vor. In der Regel können sich Skifahrer hier so richtig austoben. Mit ein Grund für die freie Fahrt: Es stehen viel mehr Pistenvarianten zur Auswahl, die zudem deutlich breiter ausfallen. Dass man selbst an den Kassen kürzer ansteht, hat damit zu tun, dass die Vorverkaufsmöglichkeiten von Skipässen deutlich stärker genutzt werden – siehe Rabatte im Internet.

Der besondere Tipp: Panorama, British Columbia. Das Skigebiet Panorama ist ein echter Geheimtipp. Hier fällt das Verhältnis von Pistenkilometern zu Besuchern besonders verlockend aus. Verlockend sind auch die attraktiven Ski-in-ski-out-Möglichkeiten. Das heißt: raus aus dem Hotel oder dem Appartement, rauf auf die Piste, hoch auf den Berg und Panorama genießen.
Ein empfehlenswertes Terrain für Tree-Skiing ist auch Beaver Creek
Was in Europa aus Umweltschutzgründen verboten ist, ist in den USA erlaubt: das Fahren zwischen den Bäumen bzw. im Unterholz. Mitunter sind diese mit Pistenraupen nicht befahrbaren Areale dennoch vom Skipersonal instand gesetzt. Heruntergefallene große Äste etwa werden in einigen Gebieten Tag für Tag aufs Neue entfernt.

Der besondere Tipp: Heavenly, Kalifornien/Nevada. Ein gutes Gebiet zum Unterholzwedeln ist Heavenly. Doch es kommt noch besser: Wer aus den Wäldchen wieder auf die offene Piste gelangt, bekommt eine wahrhaft atemberaubende landschaftliche Schönheit geboten, mit Blick auf die legendären blauen Gewässer des Lake Tahoe. Für abendliche Unterhaltung ist ebenfalls gesorgt. Stichwort Nevada. Klingelt’s? Genau, jede Menge Casinos warten auf risikofreudige Spielernaturen.
Ökologisch fragwürdig, preislich kostspielig, aber in jedem Fall ein Erlebnis: Heli-Skiing
Für viele ein Traum: unberührte und tief verschneite Hänge hinunterwedeln und dabei mehrere Hundert Höhenmeter ohne lästigen Liftstopp meistern. Heli-Skiing macht’s möglich! Das nur in wenigen europäischen Skigebieten angebotene Vergnügen hat in Kanada eine seiner weltweiten Hochburgen. Das Gute: Auch mittelmäßige Fahrer können das Abenteuer wagen. Wer es selbst testen will, der muss jedoch über etwas Kleingeld verfügen, denn die geführten Touren sind nicht ganz billig.

Der besondere Tipp: Banff, Alberta. Banff gilt als Geburtsort des weltweiten Heli-Skiing, wenngleich das „St. Moritz Kanadas“ mindestens noch für drei andere Dinge bekannt ist: seine heißen Quellen, das sportliche Skigebiet Lake Louise und die majestätische Bergkulisse der Rocky Mountains.
Schön und edel: das „39 Degrees“ in Aspen
Auch in den Alpen gibt es mondäne Skiorte, das ist klar. Aber vor allem in den USA sind einige Resorts extra für die gut betuchte Klientel geplant worden. Außerdem ist die Prominenz deutlich präsenter, nicht zuletzt deshalb, weil viele populäre Größen eigene Skigebiete oder zumindest Anwesen gekauft haben.

Der besondere Tipp: „39 Degrees“ in Aspen, Colorado. Die „First Lady Colorado“ ist für die Reichen und Schönen aus Hollywood das beliebteste Skigebiet Amerikas. Es kann also durchaus passieren, dass Brad Pitt oder Sandra Bullock im Lift neben einem Platz nehmen. Auch eine Chance, bekannte Gesichter zu treffen, besteht in den First-Class-Restaurants und Boutiquen der Haute Couture auf der Main Street. Besonders hoch gehandelt wird das Edelrestaurant „39 Degrees“, dem auch ein Nightclub angegliedert ist. Dass Winterurlauber hier Prominenz aus Sport, Wirtschaft und der Film- und Musikbranche treffen, kann beinahe garantiert werden.
Kitschig? Mag sein. Aber echt ist er, der Sonnenuntergang in den Bergen von Vail
Ein kurzer Vergleich der Einwohnerzahlen zwischen Alpen und Rockies spricht eine deutliche Sprache. Im nordamerikanischen Gebirge leben deutlich weniger Menschen. Die Folge: Alles ist hier ursprünglicher, weniger bebaut und einsamer. Und dann machen manch wilde Bergkulissen und Nationalparks noch zusätzlichen Eindruck.

Der besondere Tipp: Jackson Hole, Wyoming. Jackson Hole ist etwas für Leute, die abgelegene Gebiete schätzen. Hier sagen sich wahrlich Fuchs und Hase gute Nacht. Noch näher ran an die tierischen Bewohner der Umgebung kommt man übrigens im Elk Refuge, das sich mit Snowmobiles und Hundeschlitten erreichen lässt. Hier verbringen Hunderte Hirsche und Elche sowie verschiedene Reharten den Winter. Auch fein: ein Ausflug in den nah gelegenen Yellowstone Park zu Geysiren, Büffeln und Kojoten.
Zum Après-Ski in Silverton geht es stilecht in die „Handelbars"
Viele Skiorte blicken auf eine spannende Vergangenheit als Gold- oder Silberminenstädtchen zurück – inklusive entsprechender Architektur und Mentalität der Bewohner. In so einem Fall sieht dann Après-Ski so aus: ab in die Westernkneipe, wo mit Cowboyhüten bekleidete Farmer der Umgebung zu den Songs der Country-Bands tanzen und einen im regional eingefärbten Dialekt zum Drink einladen. So etwas kann man nicht imitieren, so etwas kann man nur erleben.

Der besondere Tipp: Silverton, Colorado. Umgeben von hohen Bergen liegt die alte Minenstadt mitten im Zentrum des Bergbaugebiets Las Animas. Silverton erlebte seine Blütezeit um 1871, als Gold- und Silberfunde der Stadt zu Reichtum verhalfen. Noch heute herrscht dieses besondere Flair in der Kleinstadt, in der es noch jede Menge Saloons und Westernkneipen im alten Stil gibt. Das Gute: Selbst mit Kater muss man sich am darauffolgenden Tag kaum sorgen, mit anderen Skifahrern zusammenzustoßen. Denn so leer wie auf den Pisten von Silverstone ist es so gut wie nirgends. Gerade einmal 0,6 Skifahrer kommen an einem durchschnittlichen Skitag auf einen Skikilometer.

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