Sonntag, 2. November 2008

Morgen wählt Amerika.

McCain und Obama im US-Wahlkampf: Morgen wählt AmerikaMcCain und Obama im US-Wahlkampf: Morgen wählt Amerika

Morgen wählt Amerika.

McCain und Obama im US-Wahlkampf

Ein Schwarzer, der Millionen Menschen verzaubert. Ein alternder Kriegsheld, der seine letzte große Schlacht schlägt. Ein Duell um Macht, Visionen und den Weg, den unsere Welt gehen wird ...

Barack Obama (47, Demokrat) gegen John McCain (72, Republikaner). Am Dienstag wählt Amerika seinen neuen Präsidenten.

Des Moines, Iowa. Ein mild-blauer Morgen. 25000 Anhänger feiern Barack Obama. Er steht vielleicht zehn Meter von uns, den BILD-Reportern, entfernt. Wie wirkt er? Ernst, offen, hager, graue Schläfen, gütige Augen, lange, feine Finger. „Wenn wir jetzt weiterkämpfen, können wir Geschichte schreiben“, ruft er. „Wir können dieses zerrissene Land wieder vereinen.“

Columbus, Ohio. Der Bundesstaat, der in den vergangenen elf Wahlen immer für den Mann stimmte, der auch Präsident wurde. Countrymusic dröhnt durch eine Sportarena, aufgetürmte Strohballen unter einem riesigen Sternenbanner. 20000 tobende John-McCain-Wähler. Ihr Mann steht da vorne. Gebräunt, weiße Haare, breites Grinsen, dunkle Augenbrauen. Wenn er winkt, bewegt er seinen rechten Arm wie ein Roboter, ungelenk und mechanisch – diese Knochen wurden ihm als Kriegsgefangener in Vietnam gebrochen. „Ich bin bereit für diesen Kampf“, sagt er. „Ich diene diesem Land, seit ich 17 war. Und ich habe Narben, die das beweisen.“

In den Umfragen liegt Obama vorne (mit 5 bis 8 Prozent). Aber wir sehen auch, wie geteilt Amerika ist. Bei McCain jubeln Familien mit fünf, sechs, acht Kindern. Bei Obama sind es junge Singles und Eltern, die nur ein oder zwei Kinder haben. Bei Obama sehen wir Schwarze und Latinos. Bei McCain fast nur Weiße – ein einziges schwarzes Mädchen steht im Publikum. Bei McCain stehen alte und junge Veteranen zusammen, die in Vietnam, Irak, Afghanistan gekämpft haben.

„Ich will nicht, dass amerikanische Soldaten in Afghanistan den höchsten Preis bezahlen und wir uns dafür von der Welt beschimpfen lassen müssen“, sagt uns Grace O’Brien (21), gekleidet in ein enges McCain-T-Shirt.

Obama trägt kein Jackett, die weißen Hemdsärmel aufgekrempelt, die grau-hellblau gestreifte Krawatte locker gebunden. Seine Uhr ist ein Werbegeschenk des Secret Service. McCain tritt im dunkelblauen Blazer auf. Dazu kariertes Maßhemd (500 Dollar). Der Staatsmann gegen den lässigen Held der Hoffnung.

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