Donnerstag, 2. Oktober 2008

US-Rettungsplan: Jetzt helfen nur noch steigende Kurse

Das Rettungspaket für die Finanzbranche könnte die Steuerzahler in den USA weniger als die veranschlagten 700 Milliarden Euro kosten. Voraussetzung: Die Kurse müssen steigen.
George W. Bush hat den Rettungsplan gleich unterzeichnet
Die amerikanischen Steuerzahler werden nach Worten von US-Präsident George W. Bush letztendlich nicht für den 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsplan für die Finanzwirtschaft aufkommen müssen. „Viele der Anlagen, die die Regierung jetzt kaufen wird, sind deutlich unterbewertet“, sagte Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. Mit der Zeit würden die Preise für diese Wertpapiere und Anlagen wieder steigen, so dass die Regierung einen großen Teil der gigantischen Summe, „wenn nicht sogar alles“, zurückbekommen werde, betonte Bush.

Am Freitag hatte nach langem Ringen auch das US-Repräsentantenhaus dem Rettungsplan für den amerikanischen Finanzsektor zugestimmt. Da der Senat das Paket schon zuvor befürwortet hatte, konnte Bush noch am Freitagnachmittag das Gesetz unterschreiben und ihm damit Gültigkeit verschaffen. Mit dem Finanzpaket soll der eingefrorene Kreditfluss der finanziell schwer angeschlagenen US-Banken wieder in Gang gesetzt werden. Bush warnte allerdings vor den weiter bestehenden „ernsten Herausforderungen“ für die Wirtschaft.

Besserer Schutz für Spareinlagen

Das Rettungspaket werde auch die persönlichen Finanzen der Amerikaner sicherer machen, versprach der Präsident in seiner Ansprache. Künftig werden Einlagen bei Banken und anderen Finanzinstituten nicht mehr wie bisher nur bis zu 100 000 Dollar, sondern bis zu 250 000 Dollar von der staatlichen Versicherung FDIC gesichert.

Das Finanzpaket ermögliche auch weiteres Wachstum der US-Wirtschaft, betonte Bush. Angesichts zunehmender Arbeitslosenzahlen sei es auch wichtig, Arbeitnehmer und Geschäftsleute zu entlasten. Deswegen beinhalte das Finanzpaket auch Steuererleichterungen insbesondere für die Gewinne schreibenden sowie für kleine Betriebe.

Zustimmung aus Deutschland

In Deutschland haben führende Ökonomen und Manager das US-Rettungspaket für die Finanzmärkte begrüßt. Der Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“: „Das ist ein extrem wichtiger Beitrag zur Stabilisierung.“ Ein Vorbild für Europa sei das 700-Milliarden-Dollar-Programm jedoch nicht. „Die Probleme der europäischen Banken sind sehr differenziert“, sagte Heise. Viele Banken hätten kein Problem mit ihren Anlagen, sondern könnten sich kurzfristig einfach nicht refinanzieren. „Ein Pauschalfonds könnte gar nicht allen helfen“, sagte der Ökonom.

Auch der Präsident der Osteuropa-Bank, Thomas Mirow, begrüßte das Rettungsprogramm. „Dies ist sicher noch nicht die Lösung aller Probleme, aber doch eine sehr wichtige Initiative für eine Stabilisierung des amerikanischen Bankenwesens und darüber hinaus für das Finanzsystem weltweit“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Es wird hoffentlich wesentlich dazu beitragen, dass in den Finanzmärkten allmählich wieder neues Vertrauen wächst.“

Neues Vertrauen in die USA

Zuversichtlich äußerte sich zudem Siemens-Chef Peter Löscher. „Wie man auch an dem verabschiedeten Rettungspaket sieht, lösen die Amerikaner ihre Probleme pragmatisch. Ich habe daher volles Vertrauen, dass sich Amerika erneuern wird“, sagte er dem „Tagesspiegel“ vom Montag.

Dagegen wies der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Heinrich Haasis, auf mögliche negativen Folgen des US-Bankenrettungsplans für das europäische Finanzsystem hin. „Wenn es hierbei zu unrealistischen Marktpreisen kommt, kann das zur Folge haben, dass auch die Pakete europäischer Banken danach bewertet werden müssen“, sagte Haasis der „Wirtschaftswoche“. „Es muss darauf geachtet werden, dass unrealistische Preise ohne einen wirklichen Markt nicht weitere Abschreibungen zur Folge haben.“

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